Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Page - 45 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 45 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

Image of the Page - 45 -

Image of the Page - 45 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

Text of the Page - 45 -

45Enea Silvio Piccolomini in Wien Modicus ac temperatus cibus, ut Hieronymus ad Rusticum scribit, et carni et ani- mae utilis est. Adist igitur ratio, ut tales et tantos assumas escas, quibus nec corpus oneretur nec libertas animae praegravetur. (S. 142–144)52 Die Fragen der Ausbildung des Geistes nehmen selbstverständlich den größten Teil des Traktats ein, wobei das Studium der Philosophie und der Wissenschaften, die Sprachausbildung und die religiöse Erziehung im Mittelpunkt stehen. Die systema- tische Lektüre der lateinischen Klassiker ist wiederum laut Piccolomini deshalb der wichtigste Bereich in der gesamten Bildung des Menschen,53 weil sie die reichsten Quellen der moralischen Sittlichkeit zugänglich macht und zugleich die Grundlage der Eloquenz bildet. Vorzüge, welche das Ansehen des Herrschers bei seinen Unter- tanen steigern und deren Gemüter in entscheidenden politischen Konflikten für ihn einnehmen. Dafür muss schon im jugendlichen Alter die entsprechende Umgebung geschaffen werden, in der diese Qualitäten gewissermaßen natürlich erworben wer- den. Die Wahl der Freunde des Prinzen spielt dabei eine zentrale Rolle, denn sie erlaubt ihm, spielerisch die für die öffentliche Meinung so wichtige Kommunika- tionsfähigkeit mit seinen Untertanen zu trainieren: Ex his quidam Hungaricum, quidam Bohemicum, quidam patrium, omnes autem Latinum sermonem norint vicissimque loquantur. Sic absque labore et quasi per ludum haec omnia perdisces idiomata, et alloqui tuos subditos per te ipsum pote- ris. Nihil est, quod suo principi favorem populi magis conciliet, quam gratia ser- monis. (S. 170) Piccolominis Abhandlung über die Kindererziehung stellt formal ein Meisterstück des rhetorischen Aufbaus und damit ein Vorbild für den künftigen rex litteratus dar: In der Einleitung werden die drei Grundbedingungen jedes Erziehungsprozesses, nämlich ererbte Anlage,54 vermittelte Belehrung und praktische Übung 55 dargelegt. Nach den Überlegungen zur körperlichen Gesundheit als der Voraussetzung für die angestrebten geistigen Fähigkeiten wird als Gesamtziel schließlich eine Kombina- tion von moralischer Philosophie und rhetorischer Eloquenz definiert. Die Gram- matikübungen, der Lektürekanon, die Interpretation der Autoren und die Anleitun- 52 Piccolomini zitiert hier ausdrücklich Friedrich III. als Vorbild: „[…] quam sapiens est tam sobrium se ostendit; non vino, non cibo se implet; castigata prandia, castigatiores agit cenas […]“ (S. 146). 53 Danda est igitur summo studio litteris opera. (S. 162) 54 Omnibus, qui ad virtutis culmen ducendi sunt, pueris naturam in primis bonam et disciplinae capacem esse opportet. (S. 132) 55 Sicut enim caeca est sine disciplina natura, sic sine natura manca est disciplina. (S. 132–134)
back to the  book Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I"
Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die italienische Literatur in Österreich