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Der italienische Humanismus in
Österreich60
Treue hält. 1481 wird Bonomo als politischer Berater von Friedrich III. verpflich-
tet und kurz darauf zum Comes palatinus erhoben. Zu Bonomos vordringlichen Auf-
gaben gehört die Sicherung der Bündnisse mit italienischen Fürstenhäusern, unter
anderen mit den Sforza in Mailand, die 1494 durch eine Heirat an die kaiserliche
Familie gebunden werden. Selbst nach seiner Weihe zum Bischof von Triest 1502
bleibt Bonomo mit kurzen Unterbrechungen ein wichtiger Berater von Maximilian
I. (bei den Reichstagen von Konstanz 1507 und Augsburg 1518 sowie beim Wiener
Kongress 1515) und ab 1521 von Ferdinand I.
Neben einem intensiven Briefwechsel mit humanistischen Zeitgenossen und ei-
nigen Carmina auf seine Freunde konzentriert sich die literarische Produktion von
Pietro Bonomo auf höfische Panegyrik und auf politische Gelegenheitsschriften.
Sein Epithalamium 99 auf die kaiserliche Hochzeit von 1494 erscheint im gleichen
Jahr wie seine elegische Intervention gegen die französische Invasion in Italien: in
der Querela urbis Romae ad Divum Maximilianum Caesarem100 fleht die Stadt Rom
um die Hilfe des Kaisers gegen den französischen König Karl VIII., dessen Truppen
damals bis nach Neapel vordringen.
Bonomo gibt 1518 in Augsburg eine Gedichtsammlung zu Ehren des kaiserli-
chen Rates Blasius Hölzel (Complurium eruditorum vatum carmina ad magnificum vi-
rum D. Blasium Hölcelium) heraus, in der Beiträge der prominentesten Humanisten
aus dem Umkreis des Hofes erscheinen, u.a. von Bonomo selbst sowie von den Ita-
lienern Riccardo Sbrulio und Riccardo Bartolini (vgl. unten), sowie von dem jungen
Girolamo Muzio (Hieronymus Mutius Iustinopolitanus, 1496 –1575), der Bonomo
auf seiner Reise 1518–19 nach Augsburg und schließlich an das Sterbebett Maximi-
lians in Wels begleitet hat.
Wie hoch das Prestige der italienischen Intellektuellen zu dieser Zeit in Mit-
teleuropa ist, illustriert auch ihre Präsenz an dem mit Österreich in direkter poli-
tischer Auseinandersetzung stehenden Hof des ungarischen Königs Matthias Cor-
vinus Hunyadi (1440 – 90), dessen Taten von italienischen Literaten wie Ludovico
Carbo († 1482) im Dialogus de Matthiae regis laudibus (1475) oder Alessandro Cortese
(1465– 91) im De Matthiae Corvini Ungariae regis laudibus bellicis carmen verherrlicht
werden.101 Nach einem ungarischen Frühhumanismus, der sich im Briefwechsel von
König Ludwig d. Gr. (1342–82) mit Petrarca und Coluccio Salutati (1331–1406)
99 In serenissimi Maximiliani Romanorum regis ac Divae Blancae Mariae Reginae nuptiis epithalamion.
Löwen 1493.
100 Zingerle (Hg.): De carminibus latinis, S. 74–76.
101 Vgl. Matyas Horányi / Tibor Klaniczay (Hg.): Italia ed Ungheria. Dieci secoli di rapporti letterari. Bu-
dapest 1967. – Péter Sárközy: Letteratura ungherese – Letteratura italiana. Momenti e problemi dei rap-
porti letterari italo-ungheresi. Rom 1990.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549