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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Der italienische Humanismus in Österreich74 So erweist sich die lateinische Austrias des Rocco Boni als Werk, das dem Anlaß in zweifacher Hinsicht gerecht wurde: In der Darstellung des Ereignisses über- rascht der Dichter durch seine Vertrautheit mit der offiziellen Propaganda, ja durch Kongruenz mit der Herrschaftsauffassung Ferdinands – die er wohl durch Vermittlung höhergestellter Gönner kannte. In der poetischen Ausgestaltung unternimmt er es, das Bild des neuen Kaisers einem gebildeten Publikum durch ein subtiles Spiel mit literarischen Traditionen und durch den Rückgriff auf be- rühmte Musterautoren ansprechend zu präsentieren.138 Gieronimo Bossi veröffentlicht zur selben Zeit in Italien La genealogia della gloriosis- sima casa d’Austria (Venedig 1560), ein Epos in zehn Gesängen zur Verherrlichung des Hauses Österreich, vermutlich in der Absicht, eine bezahlte Funktion bei der Herrscherfamilie damit zu erlangen, was ihm aber nicht gelungen zu sein scheint. Am kaiserlichen Hof in Wien und vorwiegend in Prag wirkt im Umkreis des Ma- lers Giuseppe Arcimboldo (1527– 93) zumindest von 1568 bis 1571 der ebenfalls aus Mailand stammende Historiograph Giovanni Battista Fontana (Fonteius Primio, Fonteo)139 als eine Art kultureller Berater von Maximilian II. (1527–76). Fontana ver- fasst ein Carme con distici e profezia intitolato la Clemenza, dessen Übertitel Per la pittura delle quattro Stagioni e dei quattro Elementi composti secondo la figura umana da Giuseppe Arcimboldo (ÖNB Cod. 10152) den Anlass für das Gedicht und seine Bedeutungsebene offenbart. Fertig gestellt am 30. Dezember 1568, vermutlich zur Präsentation des al- legorischen Zyklus von Arcimboldo, worin das Thema immer durch ein aus Tieren, Pflanzen und Früchten zusammengesetztes menschliches Gesicht dargestellt wird, erläutert es in 310 Versen die Symbolik der Bilderreihe. Der Dichter versucht dabei auf ebenso hermetische Weise wie der Maler Analogien zwischen den natürlichen Ele- menten und den Jahreszeiten einerseits bis zu den Herrschaftsformen und den Fürsten andererseits herzustellen, um sie im Idealfall auf Maximilian II. zu übertragen.140 In enger Kooperation mit Arcimboldo organisiert Fontana 1571 die Feierlichkei- ten für die Hochzeit von Erzherzog Karl II. (von Innerösterreich, 1540 –1590) mit Maria Anna von Bayern in Wien, deren Inszenierung und entsprechenden Sinn- zusammenhang er in der Handschrift Europalia (ÖNB Cod. 10206) darlegt, wobei 138 Klecker / Römer: Die Kaiserproklamation, S. 233. 139 Vgl. Effetto Arcimboldo. Trasformazioni del volto nel sedicesimo e nel ventesimo secolo. Mailand 1987, S. 147–164. Auch wenn Fontana-Fonteo in seinen Lebensdaten bisher nur schwer fassbar ist, kann wohl eine Identität mit dem vorwiegend in Tirol tätigen Maler Giovanni Battista Fontana (Verona 1524 bzw. 1541 – Innsbruck 1587) ausgeschlossen werden. 140 Vgl. Andreas Beyer (Hg.): Giuseppe Arcimboldo. Figurinen, Kostüme und Entwürfe für höfische Feste. Frankfurt a.M. 1982.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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