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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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89Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen Liedersammlungen mit entsprechenden Titeln. Für Österreich ist hier der in Melk, Graz und Wien tätige Niederländer Lambert de Sayve (~1548–1614) zu nennen, der 1582 in Wien sein Primo Libro delle Canzoni alla napoletana a cinque voci veröffent- licht.176 Anzumerken ist, dass die Rezeption des Madrigals im deutschen Sprachraum auch über die französische Lyrik und die Pastoralromane, die zahlreiche Madrigale enthalten, erfolgt, wie das Vossler schon sehr früh für Westdeutschland erkannt hat: „Es waren nicht die Italiener allein, welche uns die erste Kenntnis des Madrigals ver- mittelten, einige wenige Proben kamen schon um jene Zeit aus Frankreich herüber mit der 1619 ff. erschienenen Uebersetzung der Astrea des D’Urfé.“177 Nach mei- ner Entdeckung einer handschriftlichen Übersetzung der Astrée von Honoré d’Urfé durch Ernst Adalbert von Harrach (1598–1667), einem Vertreter des österreichi- schen Hochadels und der katholischen Kirche, wodurch das Bild von der vorwie- gend deutschen und protestantischen Rezeption dieses bedeutenden Pastoralromans korrigiert wurde, ist nun anzunehmen, dass dieser Befund auch für die habsburgi- schen Länder gilt.178 Ernst Adalbert von Harrach, der als Kardinal und Erzbischof von Prag eine be- deutende Rolle in der katholischen Gegenreformation spielt (vgl. den folgenden Ab- schnitt), dilettiert auch als Autor von handschriftlich überlieferten Madrigaltexten, die er offenkundig zum Zeitvertreib während eines Konklaves 1644 niederschreibt. Ganz in der Tradition des Petrarkismus bedient er sich eines beliebten Anfangs von Battista Guarini (Madrigali LXIII), um diesen in der Folge äußerst sarkastisch abzu- wandeln: Udite Amanti Udite Novella che v’arredo Amor non è più cieco. L’altr’hier tirando a caso Una spuntata freccia E così tristo odore Fu quel che n’uscì fuore 176 Fünf Stimmbücher zu je 22 unpaginierten Blättern in Quartformat. 177 Karl Vossler: Das deutsche Madrigal. Geschichte seiner Entwickelung bis in die Mitte des XVII. Jahrhun- derts. Weimar 1898, S. 26. 178 Vgl. Renate Jürgensen: Die deutschen Übersetzungen der Astrée des Honoré d’Urfé. Tübingen 1990. – Alfred Noe: Stilmerkmale einer handschriftlichen Astrée-Übersetzung. In: Franz Simmler (Hg.): Text- sorten deutscher Prosa vom 12./13. bis 18. Jahrhundert und ihre Merkmale. Bern 2002, S. 115–137. – Honoré d’Urfé: Die Schäfferinn Astrea. Teile 1–4. Hg. von Alfred Noe. Berlin 2004.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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