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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung100 In Zentraleuropa konzentriert sich diese protestantische Zuwanderung aus Italien auf Ostungarn (vorwiegend das Gebiet von Debrecen) und Südpolen, vor allem um Krakau. Der in Siena geborene Bernardino Ochino (1487–1564), ab 1538 Ordens- general der Kapuziner, flieht 1542 zunächst nach Genf, wo er später auch seinen heftigsten Angriff gegen die katholische Kirche, die Apologi nelle quali si scuoprano li abusi, sciocheze, superstitioni, errori, idolatrie & impietà della sinagoga del Papa: & special- mente de’ suoi preti, monaci & frati (Calvinopoli 1554) 192 veröffentlicht. Nach einer turbulenten Karriere als Wanderprediger in italienischsprachigen Gemeinden des evangelischen Europas (vor allem in Basel, Augsburg, Straßburg und London) er- regt Ochino mit seinen individuellen Ansichten den Unwillen seiner calvinistischen Gastgeber und muss ohne festen Wohnsitz in Mitteleuropa herumirren, bevor er 1564 in Slavkov bei Brünn in Mähren an der Pest stirbt. Auch der aus Saluzzo stammende Arzt Giorgio Biandrata (auch: Georgius Blandrata, 1515–90) flieht wegen seiner religiösen Ideen zunächst nach Genf. Er ver- lässt die Hauptstadt des Kalvinismus wegen diverser Konflikte 1558, um zuerst nach Polen, dann 1563 nach Ostungarn bzw. Siebenbürgen zu ziehen, wo er im Kontakt mit Fausto Sozzini Unitarier- bzw. Antitrinitarier-Gemeinden gründet. Als Leibarzt von Johann Sigismund Zápolya bringt es Biandrata nicht nur zu materiellem Wohl- stand, er erreicht auch eine freie Religionsausübung für seine Glaubensbrüder. Unter Stephan Báthory, dem ab 1571 herrschenden katholischen Nachfolger von Zápolya, bewahrt Biandrata angeblich durch konfessionelle Kompromisse seinen Einfluss und beteiligt sich sogar an Verfolgungen allzu radikaler Antitrinitarier. Der bedeutendste protestantische Theologe unter den italienischen Emi- granten ist wohl der in Siena geborene Fausto Sozzini (auch: Socini oder Sozini, 1539 –1604), der 1559 ins Exil geht und ab 1562 ausgehend vom geistigen Nach- lass seines Onkels Lelio in Zürich den Sozinianismus, eine Variante der unitarischen Kirche, entwickelt. Nach seiner Rückkehr in die Toskana und einem mehrjährigen Aufenthalt am Hof von Florenz flieht Sozzini 1574 vor der römischen Inquisition nach Basel. 1578 versucht er vergeblich, in Siebenbürgen den Konflikt zwischen Bi- andrata und seinen Gegnern zu entschärfen, und begibt sich 1579 nach Polen. Auf Grund diverser Verfolgungen durch Vertreter der Universität Krakau lebt Sozzini schließlich unter dem Schutz des Provinzadels als Oberhaupt der unitarischen Kir- 192 Vgl. Glen G. Williams: The theology of Bernardino Ochino. Diss. Tübingen 1955; und zu seiner Be- deutung für die Geschichte der deutschen Lyrik Philip M. J. McNair: Zu dem Basthardischen Christen- thumb. The Italian Background to the first known Sonnet in German. In: D. H. Green / L. P. Johnson / D. Wuttke (Hg.): From Wolfram and Petrarch to Goethe and Grass. Studies in Literature in Honour of Leonard Forster. Baden-Baden 1982, S. 257–264.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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