Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Page - 102 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 102 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

Image of the Page - 102 -

Image of the Page - 102 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

Text of the Page - 102 -

Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung102 zur Wiener Universität, hier u.a. zu Thomas Ebendorfer, und zu Italien, was sich in einer festen Verankerung der Reform von Subiaco in Melk niederschlug.“194 Die gegenreformatorischen Aktivitäten italienischer Mönche in den österreichi- schen Ländern haben ihr bedeutendstes Vorbild ohne Zweifel im Wirken von Gio- vanni da Capistrano (1386–1456), der als einer der populärsten Prediger des Fran- ziskanerordens ausgedehnte Missionsreisen durch Süddeutschland, Österreich,195 Böhmen, Mähren, Schlesien, Polen und Ungarn unternimmt. Er sieht seine Haupt- aufgabe zunächst in der Bekehrung der Hussiten und sodann in einem Aufruf zum Kreuzzug gegen die osmanischen Herrscher, die um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Kernbereiche des Balkans vorstoßen. Nach einem festlichen Empfang predigt Giovanni da Capistrano in Wien täglich vom 7. Juni bis zum 27. Juli 1451 in Anwesenheit zahlreicher Vertreter der Univer- sität und einer großen Volksmenge.196 Seine von einem Simultanübersetzer beglei- teten lateinischen Predigten, die – wie aus Auszügen in den von Zuhörern verfassten Nachschriften ersichtlich – zum Teil spezifisch theologische Themen (z.B. Angriffe auf Positionen des Konzils von Basel) beinhalten, hinterlassen einen derartigen Ein- druck bei der Wiener Bevölkerung, dass ein am nordöstlichen Pfeiler des Nordcho- res der Kathedrale von Sankt Stephan angebrachter, früher innerhalb des Friedhofes befindlicher Predigtstuhl seither die Bezeichnung Kapistrankanzel trägt. Am Ende seines Lebens wirkt Giovanni da Capistrano vor allem im Königreich Ungarn, wo er 1456 unter Johann Hunyadi aktiv an der erfolgreichen Verteidigung von Belgrad gegen die Türken teilnimmt. Kurz darauf stirbt er in Ilok (Kroatien). Wie symbolträchtig die Figur dieses Predigers in Zentraleuropa bleibt, illustriert die Stiftung einer Capistran-Kapelle in der Wiener Franziskanerkirche 1624 durch die Grafen Hoyos, die zu den bedeutendsten Exponenten der Gegenreformation im österreichischen Adel zählen. Durch die Verbreitung der lutherischen Reform verlieren die seit dem Mittelalter in Österreich angesiedelten Orden ziemlich rasch ihre Verwurzelung in der Bevölke- rung und müssen gegen einen massiven Rückgang ihres Nachwuchses ankämpfen. Selbst als die von Giovanni da Capistrano heraufbeschworene Bedrohung durch die osmanische Expansion 1529 in der ersten Belagerung von Wien zur Realität wird, erfolgt keine Umkehr mehr in der zunehmenden Ablehnung der mittelalterlichen 194 Joachim Knape: Petrarcas Brief über die Definition des Lebens (Sen. XI,11) in einer Melker Überset- zung des 15. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 122.3 (1993), S. 312–327, hier S. 315. 195 So z.B. 1451 nach Eggenburg und Gloggnitz in Niederösterreich. 196 Die Universität Wien im Mittelalter. Beiträge und Forschungen von Paul Uiblein. Hg. von Kurt Mühl- berger und Karl Kadletz. Wien 1999, S. 416f.
back to the  book Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I"
Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die italienische Literatur in Österreich