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105Reformorden
aus Italien und ihre Volksmissionen
riellen Unterstützung durch die politische Führung eine zusätzliche Kraft, die aus
reformierten Ordensbewegungen hervorgehen soll. Zu diesem Zweck engagiert sich
der mit der römischen Kirche verbündete Adel für eine intensive Ansiedelung neuer
Orden aus den Mittelmeerländern, vor allem Italien und Spanien, in der Absicht, die
Rekatholisierung der Bevölkerung zu beschleunigen und eine dominierende Präsenz
in der Öffentlichkeit aufzubauen: „[…] das Wiederaufleben katholischen Geistes am
Kaiserhof und der Sieg über den Protestantismus führten zur Berufung neuer, auf-
blühender Orden, wie der Kapuziner, der Barnabiten, Paulaner und anderer, die am
großen Werk der Gegenreformation mithelfen sollten.“203
Die größte Bedeutung hinsichtlich ihrer nachhaltigen Wirkung in der österreichi-
schen Gegenreformation kommt wohl den Aktivitäten der 1534 in Spanien durch Ig-
natius von Loyola gegründeten Gesellschaft Jesu zu.204 Bereits 1551 werden nach Auf-
forderung des Kaisers die ersten Jesuiten nach Wien geschickt, unter welchen sich der
aus Savoyen stammende Klaudius Jajus (Claude Le Jay, ~1504–52) befindet. In seiner
Lehrtätigkeit und seiner Seelsorge geht Jajus speziell auf die Bedürfnisse fremdsprachi-
ger Einwohner der Stadt ein: „Jajus hielt nicht allein die akademischen Vorlesungen, er
predigte und hörte auch die Beichte in italienischer Sprache.“205 Die ersten 18 Vertre-
ter des Ordens, unter denen vier Italiener (Briccio, Guilelmus, Angelus und Suetonius)
genannt werden, beginnen sofort mit dem Unterricht an der Universität und initiieren
die im Mittelpunkt ihres Interesses stehende Schulbildung in den Kollegien, worauf in
diesem Zusammenhang nur kurz hingewiesen werden kann. Neben der mehrjährigen
Anwesenheit von Petrus Canisius 1552–56 in Wien zählt als treibende Kraft der jesui-
tischen Ansiedelung in Wien eine Druckerei des Ordens, die zwar nur einige Jahre
(1559–65)206 in Betrieb ist, aber wichtige Schriften der gegenreformatorischen Spiritu-
alität sowohl im Original als auch in deutschen Übersetzungen verbreitet:
Die Jesuiten druckten unter anderen das vom Jesuiten Johannes Polancus ver-
faßte Breve directorium ad confessarii ac confitentis munus rite obeundum, die
Meditationes des heiligen Bernhard, das Büchlein St. Augustins von vermeydung
der Trunckenheit, die Nachfolge Christi des Johannes Gerson, die exercitia spi-
ritualia des hl. Ignatius, die drei Bücher de contemptu mundi Innocenz III. und
anderes apologetisch Wichtige.207
203 Tomek: Das kirchliche Leben und die christliche Charitas in Wien, S. 247.
204 Vgl. Herbert Karner (Hg.): Die Jesuiten in Wien. Zur Kunst- und Kulturgeschichte der österreichischen
Ordensprovinz der ‚Gesellschaft Jesu’ im 17. und 18. Jahrhundert. Wien 2003.
205 Tomek: Das kirchliche Leben und die christliche Charitas in Wien, S. 199.
206 Tomek: Das kirchliche Leben und die christliche Charitas in Wien, S. 205, Anm. 6.
207 Tomek: Das kirchliche Leben und die christliche Charitas in Wien, S. 207, Anm. 9.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549