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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Page - 107 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

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107Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen lich angeregter wird. Die Prediger suchen jetzt nach wirksamer homiletischer Behandlung besonders des Leidens Christi und der Betrachtung seines Todes und arbeiten mit immer drastischeren Mitteln. Sie gestikulieren mit Totenköpfen auf der Kanzel und geißeln sich vor den Zuhörern.209 Besondere Erwähnung verdienen hier die Volksmissionen des italienischen Jesui- tenpredigers Paolo Segneri (1624–94), dessen Schriften in Original und Überset- zung in Österreich gedruckt werden und der einen wesentlichen Beitrag zu der sich ausbreitenden Kreuzverehrung leistet, welche sich unter anderem in den später von der Aufklärung heftig angeprangerten öffentlichen Selbstgeißelungen mancher fun- damentalistischer Gläubiger manifestiert.210 Die ab dem Ende des 17. Jahrhunderts für die Pietas Austriaca so typischen Glaubensinhalte beschreibt der Jesuit Josephus Schalletarus (1658–1712) in seiner 1693 in Wien erschienenen Abhandlung Recen- tissima Pietatis Austriacae Monumenta Leopoldi Primi […] et Maiorum ejus in Deum, S. Crucem, SS. Eucharistiam Religio et B. V. Mariae Cultus. In ausgeklügelten Wortspie- len werden Bezüge zwischen den Namen von Personen oder Ländern auf der einen Seite und religiösen Konzepten auf der anderen Seite hergestellt, wie das in der Li- teratur häufig genannte Anagramm Eucharistia – hic Austriae des Historiographen Gregorio Bulzio. Schon eine Generation zuvor hat der italienische Franziskaner Didaco Tafuri da Lequile (Donatus Maria Tafuri, auch: Diego da Lequile; 1604–73) in seiner 1655 in Innsbruck gedruckten Schrift Colossus Angelicus Austriacus sive Austriae Sobolis admi- randa moles Apocalypsea Religione constans die ungewöhnliche Kraft des Hauses Habs- burg auf dessen unerschütterlichen Glauben an die Eucharistie zurückgeführt und in seinem genealogischen Ehrenwerk Pietas Austriaca, septies sibi fortuna, ac totidem suae fortunata posteritati (Innsbruck 1655–56) den habsburgischen Adler mit einer Hostie im Herzen dargestellt. Tafuri da Lequile verfasst zur selben Zeit eine ausführliche Beschreibung von Tirol, die unter dem Titel Relazione delle principali curiosità di questo contado del Tirolo Del P. Lequile. Come anche di alcune cose ricreative accadute all’Autore nel Bagno di Egherdoch 1655 in Innsbruck erscheint. Dass der Jesuitenorden relativ rasch in der Umgebung des kaiserlichen Hofes einen besonderen Ruf genießt, wird durch eine Begebenheit illustriert, die einer- 209 Elfriede Grabner: Heilsverkündigung durch Ordenspropaganda als gegenreformatorische Glaubensma- nifestation. In: Leeb / Pils / Winkelbauer (Hg.): Staatsmacht und Seelenheil, S. 109–118, hier S. 112. 210 Vgl. Anna Coreth: Pietas Austriaca. Ursprung und Entwicklung barocker Frömmigkeit in Österreich. München 1959 (Wien 21982). – Dieter Breuer (Hg.): Religion und Religiosität im Zeitalter des Barock. Wiesbaden 1995.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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