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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Page - 179 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

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179Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts Teil begegnen Fernando und Leonardo den heraufbeschworenen Geistern. In den Abschlussballetten tanzen die vorgeblichen Astrologen und die von ihnen angerufe- nen Geister. Ähnlich seine ebenfalls nur handschriftlich überlieferten Einlagen zu der vermut- lich von Molière abgeleiteten Komödie Anfitrione, die 1685 mit der Musik von An- tonio Draghi und Andreas Anton Schmelzer als Prolog, zwei Intermedien zwischen den Akten und Abschluss gegeben werden. Im Prolog bespricht Mercurio – ganz zum Amphitryon-Stoff passend – mit Notte seinen Botengang auf die Erde sowie die Liebesbotschaft Jupiters an Alcmena. Im ersten Intermezzo zürnt Giunone we- gen des Verhältnisses von Jupiter zu Alcmena. Im zweiten Intermezzo beklagen sich Urfo und Brillo über das Schicksal von Dienstboten und geraten in einen komischen Streit. In der Schlussszene verspricht Jupiter, Anfitrione glücklich zu machen, wenn dieser seine Eifersucht ablegt. Unter dem steigenden Druck der Opernreform, welche in den komischen Ein- lagen eine störende Unterbrechung der ernsten Handlung sieht und das tragische Musikdrama davon befreien möchte, machen sich die Intermezzi als beliebte Form des Unhaltungstheaters zunehmend selbstständig und werden unabhängig zur Auf- führung gebracht.396 Parallel zu einer damit verbundenen Ausdehnung in der Zeit erfährt das Genre auch eine Bereicherung auf der inhaltlichen Ebene, so dass die Anzahl der Figuren ansteigt (bis auf fünf) und die Struktur sowohl der Handlung als der musikalischen Begleitung komplexer wird, aber stets dem ursprünglichen komi- schen Charakter verpflichtet bleibt. Die bevorzugten Themenbereiche und Grundsituationen weisen eine so cha- rakteristische Nähe zur Improvisationskomödie auf, dass die handelnden Figuren in ihrem Grundtypus mit dieser übereinstimmen müssen. So kreisen die Inter- mezzi um die Probleme der an einen alten Mann verheirateten jungen Frau, um die Schwierigkeiten mit einer herrschsüchtigen Ehefrau und um die komische Bekehrung eines eingeschworenen Frauenhassers. Häufig werden diese komischen Konflikte zu einer weiter reichenden Gesellschaftskritik genützt, welche dann auch das leidvolle Schicksal der Dienstboten einschließen kann. Mit einer Ausweitung der Publikumsschichten durch ein reicher werdendes Bürgertum finden die Karikaturen des Adels Eingang in die städtischen Aufführungen, ebenso wie Parodien von einge- bildeten Neureichen in die höfischen Unterhaltungen. 396 Vgl. Reinhard Strohm: Die italienische Oper im 18. Jahrhundert. Wilhelmshaven 22006, S. 115–121. – Daniel Brandenburg: Das frühe Intermezzo (1700–1740). In: Herbert Schneider / Reinhard Wiesend (Hg.): Die Oper im 18. Jahrhundert. Laaber 2001, S. 106–109.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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