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Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts
Aufzug von berühmten historischen Persönlichkeiten als assyrischer König Nino
teilnimmt.535
Die zur Aufführung in öffentlichen Räumen oder auf Bühnen geeigneten litera-
rischen Gattungen spielen bei der Selbstdarstellung des Kaiserhofes vor einem in-
ternationalen Publikum von Diplomaten und Reisenden sowie vor den geladenen
einheimischen Zuschauern, bestehend aus den Mitgliedern des Hofes selbst sowie
wenigen auserwählten Bürgern der Residenzstadt, eine vorrangige Rolle, wie das
schon bei den Vorbildern in Italien der Fall ist:
Italienische Einflüsse spielten von Anfang an eine bedeutende Rolle in der thea-
tralischen Entwicklung Wiens, in ganz besonderem Maße natürlich im Bereich
des habsburgischen Kaiserhofes, der mit zahlreichen italienischen Fürstenhäu-
sern verschwägert war. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde es auch in
Wien Usus, bedeutende dynastische Ereignisse des Hofes mit Festen und thea-
tralischen Veranstaltungen zu feiern.536
Dies gilt umso mehr für die mit Musik, Tanz und anderen Darbietungen kombi-
nierbaren literarischen Werke, welche in einer sensationellen Prachtentfaltung
und einer beeindruckenden Kreativität die Botschaft des Textes auf der sinnlichen
Ebene vertiefen und variieren. Die aus der italienischen Hofkultur des ausgehenden
16. Jahrhunderts entstandenen Festveranstaltungen bieten eine Reihe von Ansätzen
für die Entwicklung einer medialen Kommunikation auf politischer Ebene:
Von 1631–1702 wurden an die 120 Bühnenwerke von Mitgliedern des Hofes
für den Hof aufgeführt. Noch Karl VI. leitete 1724 die Aufführung einer Oper
von Antonio Caldara, die ausschließlich von Mitgliedern des Erzhauses und des
535 Franz Christoph Khevenhüller: Annales Ferdinandei oder Warhaffte Beschreibung Kaysers Ferdinandi
deß Andern […] Geburt […] und Thaten […]. 9 Bände. Regensburg: Fischer 1640–46, Bd. 8, Sp. 1083.
– Herbert Seifert: Das erste Musikdrama des Kaiserhofs. In: Elisabeth Th. Hilscher (Hg.): Österreichi-
sche Musik – Musik in Österreich. Beiträge zur Musikgeschichte Mitteleuropas. Theophil Antonicek zum
60. Geburtstag. Tutzing 1998, S. 99–111. – Herbert Seifert: Das erste Libretto des Kaiserhofs. In: Studien
zur Musikwissenschaft 46 (1998), S. 35–75. – Otto G. Schindler: „Sonst ist es lustig alhie“. Italienisches
Theater am Habsburgerhof zwischen Weißem Berg und Sacco di Mantova. In: Andreas Weigl (Hg.):
Wien im Dreißigjährigen Krieg: Bevölkerung – Gesellschaft – Kultur – Konfession. Wien 2001, S. 565–
654; hier S. 578f. – Petr Mat'a: Das ‚Phasma Dionysiacum Pragense‘ und die Anfänge des Faschings am
Kaiserhof. In: Brigitte Marschall (Hg.): Theater am Hof und für das Volk. Beiträge zur vergleichenden
Theater- und Kulturgeschichte. Festschrift für Otto G. Schindler. Wien / Köln / Weimar 2002, S. 67–80.
536 Andrea Sommer-Mathis: Theater in Wien vom 16. zum 18. Jahrhundert. In: Peter Csendes / Ferdinand
Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Band 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhun-
dert). Hg. von Karl Vocelka und Anita Traninger. Wien / Köln / Weimar 2003, S. 507–524, hier S. 513.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549