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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock364 Am 28. November 1691 wird mit zwei Wochen Verspätung zum Namenstag des Kai- sers Minatos Le attioni fortunate di Perseo. Festa con quattro eroici balletti in vier Aufzü- gen und Licenza mit der Musik von Draghi und A. A. Schmelzer in vier Bühnenbil- dern von Burnacini und der Choreographie von D. Ventura dargeboten. Es handelt sich dabei um die vier spektakulärsten Episoden aus der Perseus-Legende, wie sie bei Hesiod (Theogonie, 274–280), Ovid (Metamorphosen IV) und Hyginus (Fabula LXIV) zu finden sind. In der ersten Aktion bezwingt Perseo die Gorgone Medusa; in der zweiten befreit er die von den Nereiden an eine Klippe gebundene Andromeda; in der dritten verwandelt er den Andromeda nachstellenden Atlante in einen Berg; in der vierten schlägt einen von Andromedas enttäuschtem Liebhaber Fineo ange- zettelten Aufstand nieder. Jede Aktion wird von einem Tanz begleitet, in dem neben Erzherzog Joseph noch weitere Mitglieder der kaiserlichen Familie und des Hofes auftreten. Die Allegorie scheint offenkundig: Kaiser Leopold I. ist der moderne Per- seus, welcher vor allem die Schreckensgestalt des Protestantismus und den Drachen des osmanischen Reiches bezwingt. Die Person des Kaisers steht ebenfalls im Zentrum der Aufmerksamkeit bei der am 18. Juni 1692 zum Geburtstag Leopolds in der Favorita gespielten Le varietà di Fortuna in L. I. Bruto. Festa per musica von Minato in der Vertonung von Draghi, Leopold I. und A. A. Schmelzer. In drei Akten mit Licenza und drei Balletteinlagen von D. Ventura in neun Bühnenbildern von Burnacini werden die Wechselfälle des Glücks und die Herrschertugenden am Beispiel der aus Titus Livius (Historiarum li- bri I–II) übernommenen Figur von Lucius Junius Brutus dargestellt. Brutus, dem das Orakel in Delphi die Nachfolge des Königs Tarquinius Superbus vorhersagt, rettet sich vor den daraus resultierenden politischen Nachstellungen, indem er sich vorerst für geisteskrank ausgibt. Als er aber nach der Vergewaltigung Lucrezias gemeinsam mit deren Gatten Collaltino die Tarquinier vertreibt, wird er zum Befreier Roms. Als Konsul muss er jedoch entdecken, dass seine beiden Söhne an einer Verschwö- rung zugunsten der Wiederkehr der Tarquinier beteiligt sind. Er lässt sie schwer be- strafen, um die Freiheit Roms zu sichern. Mehr noch – so die aktualisierte Aussage – wie L. J. Brutus steht Leopold I. über dem Schicksal der Einzelnen und garantiert die Freiheit des römischen Reiches. Offensichtlich nicht ohne Grund ist er in dem nach Lucius Junius Brutus benannten Monat geboren, wie im Schlussballett (wie- der mit Erzherzog Joseph und anderen prominenten Tänzern) Libertà und Saturno noch ausführen. Konsequent weiter verfolgt wird diese thematische Linie in Minatos am 27. No- vember 1692 zum Namenstag des Kaisers aufgeführten Il vincitor magnanimo, T. Quintio Flaminio. Drama per musica in drei Akten mit der Musik von Draghi, Leo-
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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