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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Page - 373 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

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373Opern zu Geburten im Kaiserhaus Der ersehnte Thronfolger wird erst vier Jahre später in der dritten Ehe des Kaisers geboren und mit der vermutlich aufwändigsten Opernaufführung zu einem derartigen Anlass am Wiener Hof gefeiert. In der Wahl des Stoffes setzt Minato mit La Monarchia latina trionfante. Festa Musicale seine Linie der Ableitung des dynastischen Anspruchs aus der römischen Tradition konsequent fort. Die am 8. Oktober 1678625 erstmals in sechs Bühnenbildern und unter Einsatz von 16 Maschinen von Burnacini im Hofthe- ater auf der Cortina zur Geburt von Erzherzog Joseph aufgeführten 26 Szenen mit der Musik von Draghi und J. H. Schmelzer sowie einer Balletteinlage von Ventura und einer Kampfszene behandeln das Thema der translatio imperii vermutlich auf der Basis von Schriften des kaiserlichen Historiographen Dominicus Franciscus Calin (Kalin) von Marienberg. Der von Burnacini entworfene Titelkupferstich, in dem man Mars mit einem Löwen, Venus mit einem Adler und den eine Schlange zerreißenden Knaben Hercules sehen kann, resümiert die Aussage in dem Spruch „Fortes creantur Fortibus“. Im Streit zwischen den Herrschern der assyrischen, persischen, griechischen und römischen Monarchie (Nino, Dario, Alessandro und Cesare) um die Vorherrschaft, siegt Cäsar in einem Turnier. Das von Cäsar gegründete römische Reich ist über die mittelalterlichen deutschen Kaiser schließlich auf das Haus Habsburg gekommen, dessen außergewöhnliche Qualitäten seinen Glanz erhalten und an die Nachkom- men weitergeben werden. In einer höchst staatsphilosophischen, außerordentlich zeremoniösen Atmosphäre, die inhaltlich gewisse Parallelen zu La Contesa dell’Aria, e dell’Acqua aufweist, führen die allegorischen Figuren (L’Auidità di Regnare – La Pace – La Religione – L’Abbondanza – La Fama – La Discordia – L’Otio) im Wechselspiel mit den personifizierten Staatengebilden (Gli Stati: Monarchico, Aristocratico e De- mocratico – Le Monarchie: De gl’Assiri, De’ Persiani, De’ Greci e De’ Latini) und den Schatten der historischen Führungspersönlichkeiten (Anime felici: Di Nino, Di Dario, D’Alessandro e Di Cesare) die mit den jeweiligen Staatsformen verbundenen Leistungen und Gefahren vor, wobei letztere erstaunlicher Weise durch stumme Er- scheinungen (Persone Mute: L’Odio, Il Furore e La Confusione) repräsentiert werden. Die monumentale römische Dimension erscheint bereits im Vorspiel, in dem die Kaiserin als Neoburgica Diva und der Kaiser als Träger des augusteischen Lorbeer- kranzes gefeiert werden. Der eben geborene Thronfolger wird als Atlas angekün- digt, der die Last der Weltherrschaft auf seine Schultern nehmen wird.626 625 Unverständlich ist die Angabe 1667 bei Maria Girardi: Da Venezia a Vienna: Le ‚facezie teatrali‘ di Ni- colò Minato. In: Ivano Cavallini (Hg.): Il diletto della scena e dell’armonia. Teatro e musica nelle Venezie dal ’500 al ’700. Rovigo 1990, S. 189–265; hier S. 199. 626 Vgl. Herbert Schneider: La Monarchia Latina Trionfante von Antonio Draghi, ‚Festa Musicale‘ zur Geburt
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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