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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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475Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument Deh tu, Signor, quando a destarmi arrivo, Fa ch’io trovi riposo in sen del Vero. (Bd. 2, S. 939) Mit dem Regierungsantritt von Maria Theresia setzt ohne Zweifel das Ende der Ära der Hofpoeten ein, weil ihre Funktion im Rahmen des neuen Verständnisses vom Hof nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Nur mehr vereinzelt wird z.B. nach 1740 in den Libretti auf die traditionelle Form der barocken Fürstenverehrung in der Licenza zurückgegriffen (Ipermestra, 1744; Ruggiero ovvero L’eroica gratitudine, 1771), immer häufiger klingen die Schauspiele ohne diese Abschiedsgeste aus (Il re pastore, 1751; L’eroe cinese, 1752; Nitteti, 1756; Il trionfo di Clelia, 1762; Romolo ed Er- silia, 1765). Einzelne Huldigungen werden zur Gänze gestrichen (z.B. in Demetrio 1744, zum Namenstag von Maria Theresia), und manche Passagen aus früheren Werken bekommen an Stelle der früheren Licenza eine neue Dimension der Be- deutung, wenn es z.B. im Schlusschor von Semiramide (1729) und La Semiramide riconosciuta (Graz 1743 bzw. Wien 1748) heißt: Donna illustre, il Ciel destina A te Regni, Imperi a te. Viva lieta, e sia Regina Chi fin or fu nostro Re. (Bd. 1, S. 304) Ich halte es im Übrigen für eine literarhistorische Legende, dass Metastasio zu Kai- ser Karl VI. eine außergewöhnliche persönliche Beziehung gehabt haben soll. Aus dem Inhalt der Werke und der Art, wie die damaligen künstlerischen Produktionen entstanden, scheint mir ein tiefes ästhetisches Einverständnis und intellektuelles Zu- sammenwirken zwischen Herrscher und Künstlern eher für die Epoche von Leo- pold I. zu gelten. Die ungewöhnliche Position Metastasios besteht meines Erachtens darin, dass er ab 1740 zu einem Denkmal der eigenen Funktion wird und mit seiner Gestalt an die glorreichen Zeiten der Hofoper erinnert. Metastastios Genie besteht neben den stilistischen Qualitäten seiner Texte eben darin, seinem Publikum einen ironischen Blick auf die in seinen Libretti verarbeite- ten mythologischen Gestalten zu gestatten, ja die Figuren selbst in durchaus rationa- ler Art über ihre Instrumentalisierung als Träger von moralischen Werten reflektie- ren zu lassen. Mit seiner klassischen Ausdrucksform gelingen ihm die Loslösung von affektorientiertem Schauspiel und damit auch eine vom eigentlichen Anlass zu- nehmend unabhängige Ausarbeitung des jeweiligen Themas, die offenbar jeden am- bitionierten Komponisten reizt. Die klassische Mythologie verliert damit auch ihren
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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