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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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523Die neuen Leidenschaften im Libretto schwankenden Publikum demonstriert und am Ende zu einer zumindest an der Oberfläche harmonischen Rückkehr zu den Verhaltensnormen geführt. Neben dem Vertrauen in die Vernunft, denn diese müsste ja auf jeden Fall das Verhalten der jun- gen Frauen und teilweise auch jenes ihrer Verlobten schlicht verurteilen, steht Don Alfonso für eine praktische Lebensweisheit, die den wahren Charakter der Men- schen in Betracht zieht, ohne sie zu einem Ideal zu verpflichten. In eindrucksvoller Programmatik wird hier von Da Ponte eine völlig andere Art von Schaudern und Mitleid vorgeführt, als das in der aristotelischen Poetik der Fall war. Es geht nicht mehr um übermenschliche Schicksale, die die Seelen der Zuschauer reinigen sollen, sondern um die sanfte Impfung der Psyche im Opernlaboratorium. Das Werk wird nur weitere neun Mal bis August 1790 gespielt, wofür in der Literatur die Staatstrauer nach dem Tod von Joseph II. am 20. Februar 1790 als Erklärung herangezogen wird. Insgesamt wird durch dieses Ereignis die Situation Da Pontes in Wien immer schwieriger, da er einerseits seinen wichtigsten Förderer verloren und andererseits durch private Skandale seinen Gegnern viel Material für Intrigen gegen ihn unter dem neuen Herrscher geliefert hat. Da Ponte bringt im Laufe des Jahres 1790 noch die bereits erwähnte Nina von Carpani, am 13. August 1790 im Burgtheater mit nur einer Wiederholung La quacque ra spirituosa. Commedia per musica, eine Bearbeitung von Palombas La quakera spiri tosa 916 mit der Musik von Pietro Alessandro Guglielmi (1726 –1804), sowie La caffettiera bizzarra . Dramma giocoso mit der Musik von Weigl am 1. November 1790 ebenfalls im Burgtheater heraus. Als letzte Initiative in Wien versucht Da Ponte nach seiner bereits erwähnten L’ape musicale rinnovata noch in der Fastenzeit 1791 eine Neufassung von Mozarts Davidde penitente (1785) unter dem Titel Il Davide. Oratorio sacro. Im März 1791 wird Da Ponte vom Kaiser entlassen, nachdem ihm zuvor nicht gestattet wurde, eine durch Martín y Soler angeregte Verpflichtung nach Sankt Pe- tersburg anzunehmen. Er zieht sich auf das Land in die Nähe von Mödling zurück, bis er im Mai aus Wien und der Umgebung verbannt wird. Im Juli 1791 kann der ehemalige Hofdichter zwar in einer Audienz bei Leopold II. in Triest eine Aufhe- bung dieser Verfügung erwirken, bekommt aber einige Monate danach von Franz II. nur eine finanzielle Entschädigung für seine Entlassung, da sein Nachfolger Bertati schon im Juli 1791 den Dienst angetreten hat. In Triest lernt Da Ponte seine künftige Frau Anna Celestina Grahl, die Tochter eines englischen Kaufmanns, kennen und geht 1792 mit ihr nach London, wo er 916 Uraufführung mit der Musik von Guglielmi 1783 in Neapel; das Werk wird in dieser Version 1787 in Esterháza gespielt.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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