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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Die Verbreitung der italienischen Literatur544 Zahl als auch ihre geographische Verteilung übertrifft aus diesem Grund die Über- setzungstätigkeit des Hofes, für welche vor allem die deutschen Hofpoeten zustän- dig sind. Dazu zählen Johann Albrecht Rudolph, Karl Ignaz Langetl, Joseph Triller, Anton Prokopp (auch Prokoff) und Johann Karl Newen (1683–1767), von welchen oft nicht einmal biographische Grunddaten bekannt sind. Dies scheint umso be- dauerlicher, als ihre Textversionen eine wichtige Zwischenstation darstellen bei der für die Zeit charakteristischen Verarbeitung der Libretti der Hofoper zu deutschen Singspielen in Norddeutschland (vor allem Hamburg) sowie deren weitere Umge- staltung durch die Schauspielertruppen zu Stücken der Wanderbühne. Diesen Weg kann man exemplarisch – wie dargestellt – an Minatos Creso (Wien 1678) verfolgen:951 Lucas von Bostel (1649–1716) adaptiert in Der Hochmüthige/ Ge- stürtzte/ und Wider-Erhobene Croesus Minatos Hofoper unter Verzicht auf die typi- schen Elemente dieser Gattung zu einem deutschen Singspiel, das erstmals 1684 in Hamburg von Johann Philipp Förtsch (1652–1732) vertont wird. Schon aus dem Personenverzeichnis ist zu erkennen, dass die nun auftretenden Figuren auf das ei- nem öffentlichen Theater entsprechende Maß reduziert werden. Es fehlen daher aus wirtschaftlichen Überlegungen zahlreiche dekorative Nebenfiguren – vorwiegend Vertreter eines Hofstaates, die nichts zur Handlung beitragen, sondern nur den sinnlichen Eindruck der Repräsentationsaufführungen verstärken. Weiters fehlen die prestigeträchtigen Aufzählungen der Scene, der Attioni, e Machine und der Balli, welche den neuen Aufführungsbedingungen zumindest teilweise zum Opfer fallen. Andererseits werden vermutlich unter dem Einfluss der venezianischen Opern- tradition952 lustige Szenen hinzugefügt, welche leichtes Amüsement mit Lokalkolo- rit, also in Hamburg auch Einlagen in regionalem Dialekt, versprechen. Diese Spaß- macherszenen, welche offenkundig Themen und Formen zeitgenössischer Satiriker imitieren (z.B. erinnern einige Passagen an Traiano Boccalinis Ragguagli di Parnaso), bieten außerdem fallweise Freiraum für Improvisation, welcher in der Wanderbüh- nenversion entsprechend ausgedehnt wird. In dieser Rezeptionslinie von den italienischen Libretti der Hofoper über die deutsche Singspielversion in Hamburg zum Wanderbühnenstück werden die in Ös- terreich verfassten Texte der Poeti cesarei zu einem wichtigen Beitrag für die Ent- wicklung der dramatischen Gattungen in Deutschland. 951 Vgl. Alfred Noe (Hg.): Spieltexte der Wanderbühne V.1. Italienische Spieltexte aus unveröffentlichten Handschriften. Berlin 1999, S. 1–252, und Spieltexte der Wanderbühne VI. Kommentar. Berlin 2007, S. 151–162. 952 Vgl. Florian Mehltretter: Die unmögliche Tragödie. Karnevalisierung und Gattungsmischung im vene- zianischen Opernlibretto des siebzehnten Jahrhunderts. Frankfurt a.M. 1994.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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