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2.4. NEUANFANGINNÜRNBERG 111
2.4.3 Musik DieAnfänge
Etwa im Jahre 1948 brachtemichmein Vater eines Tages zurWohnung des Organisten
derKatholischen St.Karl BorromäusKirche im ersten Stock des Pfarramts in der Lind-
nerstraße 9 inMögeldorf. Ich sollte bei ihmKlavierstundenbekommen, die ichdannauch
für einige Jahre absolvierte.
DenNamen dieses gutmütigen älterenHerrn habe ich schon lange vergessen. Er lebte
mit seiner Frau in dieserWohnung und hatte wohl keine eigenen Kinder. Beide hatten
eine etwaspummeligeFigur.DasZimmermit demKlavier, das links vomEingang stand,
war inderSüdwesteckedesGebäudesgelegen. IrgendeineErinnerungandenAblauf einer
dieser Klavierstunden ist nicht geblieben, nur ganz vage eine Erinnerung an ein Duo-
spielmitmeiner Schwester, die wohl einige Zeit ebenfalls bei ihmStunden nahm.Dieser
fehlende Eindruck ist insofern erwähnenswert, weil er auch die Qualität dieser Stunden
charakterisiert, diewohl nicht die geringstenAnsprüche anmusikalischeGestaltung oder
Technik stellte. Ich lieferte einfachWoche fürWochemeine selbst eingeübten Stückchen
ab und derHerrwar damit zufrieden.
NuranzweibesondereVorkommnissedabei kann ichmichnocherinnern. ImeinenFall
nahmmich derOrganistmit zurOrgel in der angrenzendenKirche und ließmich darauf
ein eingeübtes Stück spielen.DieAktivierung eines so gewaltigen Instrumentswar schon
einbesonderesErlebnis fürdenkleinenKnaben, das sich in seineErinnerung eingegraben
hat.
Fürdas zweiteVorkommnismuß ichvorweg erwähnen, daßmeinVater schließlich auch
zu demEntschluß kam,mich bei demgleichenLehrer zusätzlich noch fürGeigenstunden
anzumelden. Das Problemdabei war, daß dieser vomGeigenspielenwohl so gutwie kei-
ne Ahnung hatte und auch selbst die Geige kaum spielen konnte. Vielleicht aus diesem
Grundewar er relativbaldderMeinung, ichkönnte bei irgendeinemheutevergessenen
Anlaß von ihm auf demKlavier begleitet die Kleine Nachtmusik vonMozart einem
Publikumvorspielen, ein geigerisch anspruchsvolles Stück, das ich auch heute noch nicht
so bewältige,wie ichmir daswünschenwürde.Daswar fürmich eineÜberforderung, die
sich tief und in höchstemMaße unangenehm inmeineErinnerung eingegraben hat.Kein
auch nurminimal guter Pädagogewürde das einemAnfänger zumuten.
Später und rückschauend bin ich zur Überzeugung gelangt, daß diese Klavier- und
Geigenstunden für eine spätereBeherrschung dieser Instrumente und fürmeinenZugang
zurMusik ehervonNachteilwaren.Siehaben falscheHaltungenundEinstellungen indas
junge Gehirn eingegraben, die später immer wieder bekämpft und überwunden werden
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427