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4.2. KIETABLIERUNG 347
Damit sindwir zumEndemeinerEinschätzungenzumVerhaltenderdamaligenHaupt-
akteureausheutigerSichtgelangt.DieseausführlicheDarstellungundAnalyse ist imHin-
blick auf dieVermeidung solcherFehlentscheidungen inanalogen zukünftigenSituationen
durchaus gerechtfertigt. Denn vergleichbare Situationen sind viel häufiger als es auf den
erstenBlick denAnschein habenmag.Nicht nur imakademischenBereich stellt sich im-
merwieder dieFrage nachderBeurteilung derFähigkeiten undLeistungen einerPerson,
vor allemwenn sie eigeneWegegehtundausSichtderEntscheidungsbefugtenderenVor-
stellungennichtangepaßtgenug ist.Auchheutegewinnen insolchenFällenmachtbewußte
Entscheidernurallzu leichtdieOberhandundschaltendiebetreffendePersonzuderenoft
beträchtlichemSchadenohne eineüberzeugende sachlicheBegründungungerechtfertigter
Weise einfach aus. Nur durch eine Reihe glücklicher Umstände ist diese Ausschaltung
beimir schließlich nicht geglückt, was extrem selten und beiHabilverfahrenwie erwähnt
wohl einmalig ist. Deshalb ist mein Fall vielleicht ein hilfreiches Lehrstück für analog
gelagerte Fälle in der Zukunft. Die daraus zu ziehenden Lehren hängen vom jeweiligen
Fall ab.Generell sollte aber vermiedenwerden, solcheEntscheidungen einemAutokraten
zu überlassen, und es sollte zumindest dieMöglichkeit eines fairen Einspruchsverfahrens
vorgesehen werden, in dem auch die Inhalte berücksichtigt werden können. Für unsere
Gesellschaft gereicht jede so vermiedeneFehlentscheidung zumVorteil.
Karriere einesGescheiterten
AmBeginn dieses Abschnitts 4.2 habe ich die Ende 1974 erreichte exzellente Situation
zusammengefaßt und schon vorweg angedeutet, daß sichmein Lebensmuster Erschwer-
nismit glücklichemAusgang dochwiederdurchsetzenwürde.DenKernderErschwernis,
nämlich das gescheiterte Habilitationsgesuch, habe ich in den letzten beiden Unterab-
schnitten dargestellt. Aber auch wenn mir das beschriebene Verfahren unglaublich viel
vergeudete Zeit undKraft gekostet hatte, spielte es gemessen anmeinemberuflichenEn-
gagement insgesamtdochnur eine nebengeordneteRolle.VondiesemEngagement soll in
diesemunddemnächstenUnterabschnitt dieRede sein.
Infolge der in den Jahren 1975 1977 vonmir als extrem ungerecht empfundenen Be-
handlung durchmeineVorgesetzten an derTUM, reduzierte ich von dieser Zeit anmein
vorheriges außerordentliches Engagement im Institut bis auf ein absolutes Minimum.
Warum sollte ich eine Gemeinschaft fördern, diemein Engagementmit einer derart un-
fairenBehandlungbeantwortete?!Dabei achtete ich sehrdarauf, daßdurchmein (Nicht-)
Handeln nicht die Falschen geschädigtwürden, beispielsweise die Studenten oder die un-
beteiligten Kollegen, mit denen ich über Jahre hin in bestem Einvernehmen gestanden
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427