Page - 194 - in Reflexionen vor Reflexen - Memoiren eines Forschers
Image of the Page - 194 -
Text of the Page - 194 -
194 KAPITEL3. ZIELSUCHE
zubegleiten. Siewar einige Jahre älter als ichundgerade geschiedenworden, hatte daher
in Bezug auf eine Beziehung eineMenge anVerletzungen zu verarbeiten, scheute daher
vor einer zu großenNähe zurück.Auch fehlte ihr derweiblicheReiz, dermich bei Lisl so
betörthatte.Wirbuchtendaherbis zumEndederReise jeweilsEinzelzimmerundblieben
bis zuletzt beim Sie , verstanden uns ansonsten recht gut, obwohl siemit derReise ihre
kulturellenundhistorischen Interessenverfolgte, diemir zudiesemZeitpunktweniger am
Herzen lagen.
Reisen
ImKontext der bis hierher behandelten Themen wurden bereits eine Reihe von Reisen
genannt, die ich bis zumAbitur und imJahr danach unternahm. JungeMenschen treibt
es in die Ferne, um ihr empirischesWeltbild zu erweitern und Begegnungen vor allem
auchmit dem anderenGeschlecht zu suchen. In den fünfziger Jahren derNachkriegszeit
kam inDeutschland zudem eine Sehnsucht nach der Ferne, vor allem in den Süden nach
Italienauf, die auch invielendamalspopulärenSchlagern ihrenAusdruck fand, beispiels-
weise in dem der Capri Fischer:Wenn bei Capri die rote Sonne imMeer versinkt ...,
das in der Interpretation von Rudi Schuricke zumWelterfolg wurde.59Auch wir haben
dieserSehnsuchtgernenachgegebenundsind imSommer1957nach Italiengereist.Meine
Mutter erhoffte sich dort von Fango-Packungen eine gesundheitliche Stärkung. Deshalb
organisierte sie eineReisemitdemZugnachCerviaanderAdriaküste,60 anderneben ihr
undmir, quasi alsTochter- bzw.Schwesterersatz, auchMonikaSchreitmüller, dieTochter
im führendenFriseursalon vonMögeldorf, teilnahm.
Wirwohnten in derPensioneMariù, genossendas Strandleben, tauchten vor allemzur
FreudemeinerMutter ein indas lebendigeGeschehen eines italienischenMarktesund lie-
ßenunsbeeindruckenvondemfürunsneuen italienischenLebensstil.DasdamaligeCervia
war offenbar vor allembei italienischenTouristen sehr beliebt. Ich kannmichdaher nicht
anKontakte zu anderendeutschenTouristen erinnern, dagegen anvieleKontakte zu Ita-
liener|inne|n. Als unvermindert Wißbegieriger nutzte ich diese Reise zum Erlernen der
italienischen Sprache anhand eines dafür erworbenen Sprachführers. Auf der vorhande-
nenGrundlagemeinerLateinkenntnisse gelangdiesbesser, alsman in einerderart kurzen
Zeit, vor allemangesichtsmeines imAbschnitt 3.1 beschriebenenBegabungsprofils, sonst
hätte erwarten können. Die einige Jahre ältere Monika war eine hübsche Blondine, die
unter den italienischenMännerndort amStrand oder beimTanzen amAbend fürAufse-
59https://de.wikipedia.org/wiki/Capri-Fischer, Zugriff 28.11.2015.
60https://de.wikipedia.org/wiki/Cervia, Zugriff 28.11.2015.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427