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2.5. BEGINNDERGYMNASIALZEIT 141
samer Erfahrungen konntemeineMutter die beiden dann für den Rest der Reise ihrem
Schicksal überlassen, und sie fuhr samt Sohnmit demZugwieder nachHause zurück.
Selbstverständlich waren auchGeorgensgmünd und Leupoldsdorf aufgrund der engen
verwandtschaftlichen und freundschaftlichenVerbindungenweiterhin Ziele kleinererRei-
sen. Auf demWeg nach Leupoldsdorf, wo wir wiederholt Sommerwochen verbrachten,
habenwir auch einmal inBayreuthHalt gemacht unddasEhepaarHöcker dort besucht.
Herr Höcker, der bereits in Abschnitt 1.2.1 erwähnt wurde, war vor allem von meiner
inzwischen siebzehnjährigen Schwester so angetan, daß er ausrief, sie sei reif wie eine
Birne undmüsse baldigst unter dieHaube kommen,was sie glücklicherweise noch einige
Jahre verschob.Mir schwärmte er dagegen von unserem gemeinsamenVerwandten, dem
Nobelpreisträger Johannes Stark vor, von dem schon im letztenKapitel dieRedewar.156
Wir saßen anläßlich diesesBesuchs beiHöckers am spätenVormittag in derKüche, als
sichdieTür öffnete und eine ansehnliche, vollschlankeDame imNachtgewandhereintrat.
Siewurdeuns alsMarthaMödl157 vorgestellt, nahmaber nurwenigNotiz vonuns, trank
etwas und verzog sich wieder. In jenen Jahren war sie unter führenden Dirigenten wie
Wilhelm Furthwängler158 eine der ganz großen Sopranistinnen, vor allem für Wagner-
Rollen.Während der BayreutherWagner-Festspiele logierte sie jedoch nicht wie andere
Stars in einem noblen Hotel, sondern über Jahre hin eben bei diesem Ehepaar Höcker.
FrauMödel kam nämlich aus schlichten Verhältnissen in Nürnberg. Sie wurde dort als
kaufmännischeAngestellte auf einemBetriebsausflug quasi von ihremVorgesetzenwegen
ihrer schönen Stimme entdeckt, durch dessen Initiative sie dann erst im Alter von 28
Jahren zur Sängerin ausgebildetwurde und danach erst ihre großeKarriere begann.
Gesundheitsprobleme
Für Besuche in Georgensgmünd gab es immer wieder Anlässe. So verstarb dort am 4.
März 1952 nun auchmeinmütterlicher Großvater, zu welchemAnlaß sich natürlich die
ganzeFamilie versammelte.Während eines anderenAufenthalts dort begleitete ich einen
Lastwagentransport auf das Grundstück von meiner Tante Anni Wellmann und deren
Mann Eugen im dortigen Hammerweg.Wir öffneten die hintere Lastwagentüre, mußten
auf demGrundstück dann aber noch ein Stück rangieren. Dabei stellte ichmich auf die
156ÜberJohannesStarkhabe icheinenbiographischenTextverfaßt,deralsVersionvom17.1.2014 inder
deutschenWikipedia verfügbar ist: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johannes_Stark&direc-
tion=prev&oldid=126786755, Zugriff 5.9.2015. Durch seine Rolle im Dritten Reich ist Stark bis heute
sehrumstritten,weshalbderWikipedia-Eintragüber ihn imGefolgederWikipedia-Philosophiebisheute
nicht stabil bleibt und seitmeinerVersion unzähligeMalewieder verändertwurde.
157https://de.wikipedia.org/wiki/Martha_Mödl, Zugriff 5.9.2015.
158https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Furtwängler, Zugriff 5.9.2015.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427