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2.5. BEGINNDERGYMNASIALZEIT 135
noch langenichtamEnde.WashatmichalsKindhierzuangetrieben?Jedenfallsnicht ein
besondererEhrgeizmeinerEltern,mit denen dieseUnternehmungennurmittelbar etwas
zu tun hatten. Sie haben mich meist ungestört gewähren lassen, mich aber wenn nötig
durchaus bereitwillig oder sogar stolz unterstützt. Ich glaube vielmehr, daßdieseNeugier
aufWissen über diese uns umgebendeWeltmehr oder weniger in jedemKind steckt. In
meinemFallwar sie jedenfallsbrennendund ist esbisheutegeblieben.DerUnterschiedzu
anderenKindern unddann späterErwachsenen ergibt sichwohl tatsächlich infolge
der oft kaum erkennbarenReaktionen der umgebendenErwachsenen, die von den ersten
Lebenstagen an einKind anregen oder eben leider auch sehr bremsen können. In dieser
Hinsicht war ich in der Tat ein besonders glückliches, weil in seiner Neugier wohl immer
gefördertesKind,worauf ich schon auf S.58 hingewiesen habe.
DieseNeugierwurdeauchnichtverbogen.WennmirdasPaukenvon lateinischenVoka-
beln eherwenigerSpaßmachteunddieNotendannentsprechendmäßigausfielen, so fand
dies zuhause keine besondere Beachtung, sondern es wurde kommentarlos zur Kenntnis
genommen. So führten all diese vielen Aktivitäten unabhängig vom Schulwissen zu ei-
nemweit überdurchschnittlichen tiefverankertenWissen über dieseWelt, seine Abläufe
und Strukturen. Dameine hoheAktivitätsrate bis heute kaumnachgelassen hat, konnte
auchnicht ausbleiben, daß ich vieles rascher oder besser erkenne als diemeisten anderen,
woraufwir imEinzelnennaturgemäßnochmehrfach imweiterenVerlauf diesesTextes zu
sprechen kommenwerden.
Meine Neugier trieb auch extreme Blüten. Man belehrte mich, daß das an unserem
Herd ausströmende Stadtgas giftig sei und ich daherVorsicht damitwalten lassen sollte.
Das wollte ich genauer wissen. Ich fing eine Fliege, was ich schon damals sehr geschickt
beherrschte, verbrachte sie in ein leeresMarmeladenglas, das ich über die Gasdüsen am
Herd hielt. Die Fliege überlebte das Experiment schadlos, was in mir eine offene Fra-
ge aufwarf (ist Stadtgas nur fürMenschen giftig?), die sich erst durch später erworbenes
WissenüberdasspezifischeGewichtunterschiedlicherGasebeantwortete.EinanderesEx-
perimentmit einer bemitleidenswerten Fliege, der ich einfach die Flügel ausriß, brachte
keinen wirklichen Erkenntnisgewinn, mußte gnadenlos einfach einmal durchgeführt wer-
den, um erfahren zu können,wie es einer flügellosenFliege ergeht.
Sport und Spiel
KinderhabennebenUnternehmungs- undWissensdrang in ersterLinie einenungeheuren
Bewegungsdrang, den ihnendieEvolution eingepflanzt hat. In demAlter von 11 14 Jah-
ren, daswir in diesemAbschnitt über die beginnendeGymnasialzeit beschreiben, kommt
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427