Page - 42 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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Meinung (mainung ; opinio) des Poppendorfers bei Ónod, Nové Zámky und Tokaj zu
verweisen, eine nova delineatio für Pápa eines gewissen Giorgio Guidoni von 1568 und
die tatsächliche Umsetzung gemäß der Auffassung des Giulio Turco und des Bernardo
Magno.94
Mit Franz von Poppendorf und Freiherr Lazarus von Schwendi begegnen uns deut-
sche Vertreter der oberen Hierarchie des Militärwesens, die in unterschiedlichen For-
men und Abstufungen gleichfalls an Überlegungen zum Ausbau der vorhandenen bzw.
zur Anlage neuer Befestigungen gegen die Osmanen Anteil hatten. Beim Poppendor-
fer lässt sich von einem äußerst aktiven Mitwirken an den Planungen sprechen. Das
erhellt nicht nur aus den hier behandelten Hinweisen in diversen Festungsgrundrissen
der Angielinischen Atlanten, das zeigen auch andere Überlieferungen des Hofkriegs-
rates.95 Leider ist die Forschungslage zu Franz von Poppendorf bis heute nicht als
wirklich gut zu bezeichnen. Die bei Maggiorotti96 zu findenden Hinweise entziehen
sich mangels Quellenverweisen jeglicher Überprüfbarkeit. Pálffy kann nachweisen,
dass er der 1563 noch unter Ferdinand I. eingesetzten Kommission angehört hatte,
welche Festungen an der kroatischen und slawonischen Grenze in Augenschein nahm.
Vielleicht hatte er dabei schon erstmals Kontakt mit Natale Angielini.97 Ein Jahr da-
rauf wurde Poppendorf von Kaiser Maximilian II. für den Feldzug in die Zips zum
Feldzeugmeister bestellt.98 In den späten 1560er Jahren setzte er sich dann in seiner
Funktion als Oberstbaukommissar (1569–1572) für seinen Untergebenen Nicolò An-
gielini ein. Seit dem 15. April 1572 stieg Poppendorf zum Rat und Diener Kaiser
Maximilians II. mit einem Jahressold von 800 Gulden99 auf, und als in Graz 1578 ein
eigener Hofkriegsrat für Innerösterreich eingerichtet wurde, wurde er dessen erster
Präsident.100
94 Siehe dazu unten Anhang 9.1, S. 359 Nr. 8 (Eger), S. 434 Nr. 40 (Szendrő), S. 403 Nr. 28 (Ónod),
S. 400 Nr. 27 (Nové Zámky), S. 439 Nr. 42 (Tokay) und S. 408 Nr. 30 (Pápa).
95 Domokos, Ottavio Baldigara, Abb. 2–3.
96 Maggiorotti, Architetti, 226 und 357.
97 Siehe dazu oben S. 23 f.
98 ÖStA, Kriegsarchiv, AFA 1564/12/4 : Amtseid des Franz von Poppendorf als kaiserlicher Feldzeug-
meister, ausgestellt am 10. Dezember 1564 in Wien.
99 Pálffy, Anfänge, 24 Anm. 62. – Zum Vergleich : Natale erhielt pro Jahr 240 Gulden (Pálffy, ebd.,
19 f.).
100 Zu Franz von Poppendorf, der von 1569–1572 als Oberstbaukommissar, später als Präsident des In-
nerösterreichischen Hofkriegsrats in Graz wirkte und sich auch persönlich in die Projekte für den
Aus- und Umbau von Festungen an der Grenze gegen die Osmanen einbrachte, vgl. die Hinweise
bei Pálffy, ebd., 33 f. Anm. 95, und Toifl, Stadtbefestigung, 469 (mit Abbildung eines Porträtstichs
des Poppendorfers). Herr Kollege Toifl hat liebenswürdigerweise mit Mail vom 13.10.2014 aus sei-
nen reichen Kenntnissen zur Militärgeschichte Innerösterreichs während des 16. Jh.s die folgenden
Auskünfte erteilt : »In der Militariareihe des Steiermärkischen Landesarchivs wird Poppendorf im
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499