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46 | Ferdinand Opll
das Kriegszahlamt zur Anweisung gelangten.115 Am 15. Dezember desselben Jahres
wurden ihm von ainem schonen khunst stuckh 30 Gulden gegeben, ohne dass man sagen
könnte, worum es sich bei diesem Kunststück tatsächlich gehandelt hat.116 Frühere
vergleichbare Nachrichten aus dem Jahr 1564, die ein trinkgelt von 24 Talern für einen
Maller belegen, der die mappa der jeczigen Crabetischen und Windischen gränitzen, auch
die abriß der gränitzenflecken, waßmassen dieselben bevestiget werden sollen117 hergestellt
hat, sind leider ohne Nennung des Empfängers des Honorars überliefert. Pálffy bringt
die mappa mit beachtenswerten Gründen mit einem verlorenen Exemplar der Karte
dieser Gebiete von der Hand des Natale Angielini in Verbindung, die im Wiener Co-
dex 8609 Han und im Karlsruher Atlas auf uns gekommen ist, spätere Überarbeitun-
gen aufweist und vielleicht vom Sohn Natales, Paolo Angielini, stammt.118
Für Natale und Nicolò Angielini existieren eine Reihe weiterer grafischer Überlie-
ferungen, die ihren Namen tragen, nämlich für Natale
a) der Kupferstich von 1565 (loca in vngaria recepta ab invictiss[imo]
imp[eratore] maximiliano] ii/die orter so nevlich in vngern eingeno-
men sein)119 sowie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Vorlage desselben im Wie-
ner Atlas 8609 Han120 sowie
b) die unzweifelhaft eigenhändig gezeichnete und von ihm signierte Karte des kanisi-
schen Grenzbereichs (Gebiet um Nagykanizsa), die als Einzelblatt in der Karten-
sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek überliefert ist und deren Ent-
stehung zeitlich um 1569/70 einzuordnen ist,121
und für Nicolò
c) eine – wohl eher handgezeichnete als gedruckte122 – Ansicht von Raab aus dem
Jahre 1566, die Georg Hoefnagel als Vorlage für ein eigenes Werk verwendete, das
seinerseits unter dem Datum 1597 als Kupferstich von IAVERINVM (= Győr/
Raab) in das Städtebuch von Georg Braun und Frans Hogenberg eingegangen ist,123
d) die nach Ausweis ihres in gemischter Majuskel- und Minuskelschrift gehaltenen
115 Pálffy, ebd., 30 Nrr. 2a und 2c.
– Zu beachten ist, dass das Honorar hier als Schenkung, also als ohne
Rechtsanspruch geleistete Bezahlung, bezeichnet wird.
116 Pálffy, ebd., 31 Nr. 3a. – Hier könnte man vielleicht eher an ein Modell (dazu siehe auch oben S. 39
mit Anm. 86) als an eine Karte denken.
117 Pálffy, ebd., 33 mit Anm. 91.
118 Siehe dazu unten im Anhang 9.1, S. 327 Nr. 2.1 und S. 337 Nr. 4.5.
119 Pálffy, Anfänge, Tafel XII.
120 Siehe dazu unten Anhang 9.1, S. 332 Nr. 2.6 und S. 416 Nr. 35.
121 Siehe dazu unten Anhang 9.1, S. 325 Nr. 1.1.
122 Hätte sie in Form eines Kupferstichs existiert, wäre sie wohl eher überliefert.
123 Siehe oben S. 32 mit Anm. 50.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499