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Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 47
Titels Superior Vngaria Nicolo Angielini f(ecit) in einer Kartusche in der rechten un-
teren Blattecke von ihm gefertigte Karte Oberungarns im Karlsruher Atlas – in
der überlieferten Form124 vielleicht doch eher eine Kopie –, deren Entstehung auf
1570/71 einzuordnen ist125 und
e) die gemäß ihrer ohne Kartusche und durchgehend in Majuskeln in der rechten un-
teren Blattecke gebotenen Aufschrift »vngariae loca praecipva descripta per
nicolavm angielvm italvm« mit dem Schaffen des Nicolò Angielini eng ver-
bundene Karte Gesamtungarns im Dresdner Atlas Nr. 11,126 die ihrem Blattschnitt
zufolge eine Reihe nicht-ungarischer Gebiete (im Süden Venedig und im Westen
noch Salzburg und Passau) umfasst und die offenkundig auch mit Errungenschaf-
ten der 1571 von Johannes Sambucus veröffentlichten, verbesserten Ungarn-Karte
korrespondiert. Geht man hier von der Verfasserschaft des Nicolò Angielini aus –
denkbar wäre auch, dass bei der Entstehung der Karte bloß Vorarbeiten aus seiner
Feder herangezogen wurden –, so müsste sie noch vor seiner Abreise nach Italien
(1571) entstanden sein.127
f) Im Falle Nicolòs erfährt die vorliegende grafische Überlieferung noch eine Erwei-
terung durch die im Karlsruher Atlas enthaltene Zeichnung einer Pontonbrücke,
deren Einsatzmöglichkeiten in einem knappen autografen Text erläutert werden.128
Trotz einer in Summe gar nicht so unansehnlichen Überlieferung im Kontext von
Erwähnungen in Akten wie auch von Werken bleibt eine präzise Interpretation des in
fünf Atlanten auf uns gekommenen, reichen kartografischen Materials äußerst schwie-
rig. Selbst in Fällen, bei denen das erhaltene Blatt dezidiert den Namen Angielini trägt,
ist es alles andere als sicher, dass es sich dabei tatsächlich um ein bzw. das Autograf
handelt. Denkbar ist letztlich vieles : Vorstellbar ist durchaus, dass Natale Angielini,
von dem als einzigem, freilich außerhalb der fünf Atlanten, ein kartografisches Auto-
graf vorhanden ist, schon in den frühen 1560er Jahren als Zeichner von Karten, ins-
besondere einer der kroatisch-slawonischen Grenzgebiete, hervorgetreten ist, die dann
später entweder von ihm, von seinem Bruder Nicolò, mit hoher Wahrscheinlichkeit
aber von seinem Sohn Paolo kopiert und wohl auch überarbeitet wurde. Sicher ist, dass
Nicolò Angielini, auf den die Titel einer Oberungarn-Karte und einer Ungarn in auf-
124 Nicolò Angielini hat seinen Namen selbst jedenfalls stets als Nicholo geschrieben, siehe dazu oben S.
31,
33 und 35.
125 Siehe dazu unten Anhang 9.1, S. 335 Nr. 4.3.
126 Siehe dazu unten Anhang 9.1, S. 338 Nr. 5.1.
127 Dann wäre auch sehr viel eher an eine Beeinflussung des Sambucus durch Angielini als umgekehrt zu
denken, siehe dazu S. 45 Anmm. 107 und 109.
128 Siehe dazu oben S. 30 f. Anm. 46.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499