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102 | Ferdinand Opll
Bāyezīds II., trägt, muss sie spätestens in dessen Regierungszeit (1481–1512) in os-
manischem Besitz gewesen sein. Die von Babinger4 schon früh geäußerte Auffassung,
es handle sich um ein Geschenk an Sultan Mehmet II., wird man im Kontext ihrer
Bewertung – nicht zuletzt angesichts von dessen nachweisbaren naturwissenschaft-
lichen Interessen, darunter insbesondere an Karten5 – durchaus auch heute noch zu
beachten haben.
Interesse an Karten der Grenzbereiche gegen die wohl bedrohlichste Macht des
Ostens, die Hohe Pforte, war bei den Herrschenden des christlichen Westens ebenso
anzutreffen, wenngleich tatsächliche Überlieferungen aus der Frühzeit, also aus dem
15. und frühen 16. Jahrhundert im Regelfall fehlen.6 Von Maximilian I. ist etwa be-
kannt, dass er Karten verwendete, um seine Angriffspläne gegen die Osmanen zu
präsentieren, und wir wissen, dass er dem großen Gelehrten Konrad Peutinger aus
Augsburg ein Honorar auszahlen ließ, damit dieser etliche Charta der Türgkay malen
möge – erhalten ist davon freilich nichts geblieben. Das von Konrad Celtis 1501 ge-
gründete und von Maximilian geförderte »Collegium poetarum et mathematicorum«
sollte mit seinem persönlichen Netzwerk, darunter Johannes Cuspinian und Georg
Tannstetter, zu einer wichtigen Keimzelle auch für das zeitgenössische kartografische
Schaffen werden. Das »Collegium« stand in engem Kontakt mit Nürnberger Fach-
leuten, Kartografen, Holzschneidern und Druckern, und daraus erwuchsen Karten,
die Österreich, Istrien, Friaul, Krain und Kroatien zum Gegenstand hatten, jedoch
nur durch Erwähnungen bezeugt sind. Vor allem war es Johannes Cuspinian, der sich
im Rahmen von diplomatischen Missionen auch persönlich genauere Kenntnisse des
ungarischen Raumes aneignete und in der Folge Materialien über die immer bedroh-
licher werdenden Osmanen zu sammeln begann. Als es diesen 1521 gelang, Belgrad
zu erobern und damit ihre Position für den weiteren Vormarsch gegen Westen ganz
entscheidend zu verbessern, war es Cuspinian, der im Jahr darauf eine Schrift des Felix
Petančić, Kanzlers der Stadt Zengg/Senj, über die Wegstrecken, die in das osmanische
Reich führten, verlegte. Der an der Universität Wien als Mathematiker tätige Georg
Tannstetter sollte im Dezember 1522 ein Privileg für den Druck einer Geographey oder
Entwerffung Cristenlicher und Thurckischer Lanndschafften erwerben, allerdings ist von
einer Realisierung des Projekts nichts bekannt.
Es waren Niederlage und Tod König Ludwigs II. von Ungarn gegen die Osmanen in
der Schlacht von Mohács am 29. August 1526, die nicht nur für die Gesamtgeschichte
das Umfeld König Władysławs III. von Polen und Ungarn, der 1444 in der Schlacht bei Varna gegen die
Osmanen fiel ; er datiert sie auf Oktober 1443.
4 Babinger, Balkankarte, 1–6.
5 Vgl. dazu Rogers, Mehmet II., 77–92, hier : 79 f., und Pinto, Maps are the Message, 155–179, hier : 157.
6 Zum Folgenden vgl. Born, Festung und Grenze.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499