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128 | Ferdinand Opll
erfolgte ein erster wichtiger Schritt ohne jeden Zweifel mit dem großartigen Wolfen-
bütteler Katalog »Architekt und Ingenieur« aus dem Jahre 1984.4 Zehn Jahre später
hat Marino Viganò eine historiografische Bilanz zu den italienischen Architekten und
Militäringenieuren im Ausland vom 15. bis zum 18. Jahrhundert vorgelegt,5 wobei er
sich insbesondere, aber keinesfalls ausschließlich auf die einschlägigen italienischen
Forschungen konzentriert und zugleich – auch mittels Hinweisen auf ältere Litera-
tur
– deutlich macht, wie weit über Europa hinaus sich die bastionäre Festung im Zuge
der Ära der Entdeckungen sowie der anschließenden europäischen Kolonisation der
neuen Weltgebiete ausgebreitet hat. Markant tritt bei diesem Überblick hervor, wie
sich das Forschungsinteresse ab der Mitte des 19. Jahrhunderts von einer Fokussierung
auf die Verfasser einschlägiger Traktate und damit die Theoretiker hin zur tatsächlichen
Umsetzung der neu gewonnenen Erkenntnisse der bastionären Festung verlagert hat.
Einen direkten Zugang zu wichtigen in der Biblioteca Nazionale Centrale zu Florenz
vorhandenen Werken bietet im Übrigen jetzt eine einschlägige Homepage.6
Ohne an dieser Stelle die Entwicklung der Forschung im Einzelnen nachzeichnen
zu können, sei doch auf die gerade auch für die vorliegende Studie maßgeblichen
Werke des italienischen Generals Leone Andrea Maggiorotti aus den 1930er Jahren
hingewiesen. Leider zeichnen sie sich durch weitgehend schwer zu überprüfende, un-
zulängliche bzw. überhaupt fehlende Hinweise auf einschlägige Quellen aus. Zudem
ist das gesamte Schaffen Maggiorottis unverkennbar der Ideologie des italienischen
Faschismus mit geradezu zwanghafter Betonung bzw. Hervorhebung des »italieni-
schen« Anteils an den Neuerungen der Entwicklung von Festungen verpflichtet, seine
Arbeiten sind daher äußerst kritisch zu beurteilen. Dennoch wäre es umgekehrt fatal,
wollte man Maggiorottis Angaben völlig aus den angestellten Untersuchungen aus-
schließen, man muss sich freilich der hier angeführten Problematik bewusst sein.7 Vi-
ganòs Studie stellt einen wichtigen Ausgangs- und Referenzpunkt für einen Einblick
in die Literatur zum Festungsbauwesen in den maßgeblichen Regionen dar, wobei
eben nicht nur das habsburgisch-osmanische Grenzgebiet, sondern Italien selbst, der
Mittelmeerraum mit u. a. Nordafrika, Rhodos und Malta, aber auch Spanien und Por-
des Festungsbaus ; in »Architetti capi, Architetti aggiunti, Maestri costruttori, Operai« sowie verschie-
dene Ausführung der Festungsarbeiten : »costruzione completa, nuova – completamento integrale – am-
modernamento parziale – riparazioni minori«) vornimmt.
4 Architekt und Ingenieur. Katalog. – Einen bis heute wichtigen Überblick zur Kriegsbaukunst vom 16.
bis ins 19. Jahrhundert bietet darin Neumann, Architectura Militaris, 287–294.
5 Viganò, Architetti e ingegneri militari italiani, 11–28.
6 Trattati di architettura militare 1521–1807. Prime edizioni italiane possedute dalla BNCF, siehe : http://
www.bncf.firenze.sbn.it/notizie/Fortezze/Indici_Crono.htm (16.11.2014).
7 Maggiorotti, Architetti. Vol. II, sowie Ders., Dizionario.
– Was hier leider nicht zu leisten ist, das ist
eine Überprüfung der Angaben im Maggiorottischen Werk am archivalischen Material.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499