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gielinis vorhanden war und derer man sich auch bediente. Ob dies im konkreten Sinne
für Natale, Nicolò und Paolo Angielini persönlich galt, ob diese gleichsam als Vade-
mecum das Exemplar oder verschiedene Exemplare eines oder mehrerer Festungstrak-
tate mit sich führten bzw. verfügbar hatten, muss letztlich offen bleiben. Angesichts
des Umstandes, dass so manche der im 16. Jahrhundert tätig gewesenen Autoren von
Festungstraktaten das Werk oder die Werke ihrer Kollegen durchaus kannten und
auch darauf reagierten bzw. Bezug nahmen,89 wird man – selbst wenn der dezidierte
Nachweis nicht zu erbringen ist
– mit einiger Gewissheit davon ausgehen dürfen, dass
man sich sowohl bei der Vorbereitung konkreter Baumaßnahmen, im Kontext von
Vorschlägen und Projekten zu Verbesserungen der einen oder anderen Festung und
auch bei der Inspektion vorhandener Festungsanlagen des theoretischen Unterfutters
vorliegender Festungstraktate durchaus bediente. Und dass dabei selbst der Umstand,
dass solche Abhandlungen nicht im Druck, sondern nur als Manuskripte vorlagen,
kein Hindernis für den Wissenstransfer darstellen musste, zeigt das Beispiel Daniel
Specklins sehr gut, der schon in den 1570er Jahren Zugang zum handschriftlichen
Werk des Francesco de Marchi hatte. Personen, die auf dem Feld des Festungsbaus
aktiv waren, gleich ob es sich dabei um Baumeister, Planer und Architekten, um Mili-
tärs und Militäringenieure oder auch um Theoretiker handelte, konnten sich ganz of-
fenkundig eines über Sprachgrenzen hinweg funktionierenden Erfahrungsaustausches,
eines Netzwerks an Möglichkeiten des Wissenstransfers bedienen.
Die drei Angielinis kamen aus Oberitalien, und von Nicolò wissen wir, dass er zwi-
schen 1571 und 1577 für mehrere Jahre in seine italienische Heimat zurückkehrte. So-
wohl im Zusammenhang mit den wohl niemals abgerissenen Beziehungen in ihr Her-
kunftsland, vielleicht aber auch bei ihren zahlreichen Wien-Aufenthalten war es ihnen
möglich, in Kontakt mit Kollegen aus ihrem eigenen Tätigkeitsfeld zu treten oder den
einen oder anderen der in großer Zahl im Druck erscheinenden Festungstraktate so-
gar zu konsultieren. Wenngleich nicht detailliert nachweisbar, so ist es doch ziemlich
wahrscheinlich, dass sie – am ehesten dürfte dies für Nicolò Angielini zutreffen – mit
dem aus Nola unweit Neapel gebürtigen Architekten, Kartografen, Militäringenieur
und Festungsbauspezialisten Carlo Theti (1529–1589)90 in Berührung gekommen sind.
Theti, Untertan der spanischen Krone, nahm 1550 an einem Feldzug gegen die Osma-
nen in Nordafrika teil und arbeitete in der Folge an einem Stadtplan von Neapel, der
1560 in Rom publiziert wurde.91 Wichtige Anregungen bezog er aus seinen persönli-
89 Siehe dazu bei den Hinweisen zu Dürer (oben S.
137 f. mit Anm. 66) und zu Specklin (oben S.
140 f. mit
Anmm. 84 und 86).
90 Zu ihm vgl. Mollo, Theti, 83–132, insbesondere 95–121.
91 Zum Stadtplan von Neapel vgl. Marin, Le plan de Naples, 163–189.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499