Page - 154 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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154 | Heike Krause
Maria de Holgiate), die offenbar nicht nur in Wien, sondern zumeist auch in Wiener
Neustadt tätig waren.42 Olgiati (ca. 1494–1557) war ein erfahrener Militäringenieur,
der im Herzogtum Mailand43 und in den Diensten Karls V. in den Niederlanden tä-
tig war.44 Sigmund (Gismondo) de Pratovecchio von Pisa (auch de Preda) nannte ihn
(Gian Maria) 1546 als Erbauer einer Bastei, an der derzeit nicht gearbeitet werde.
Die erwähnte Bastei des Olgiati, vermutlich die ab 1531 beim Schottentor errich-
tete, sollte mit Erde ummantelt werden, wie sie auf Hirschvogels Rundplan von 1549
(Abb.
16), seiner Ansicht von Südwesten (siehe unten nach S.
312, Tafel 4) und auch auf
dem Wolmuet-Plan (Abb. 17) wiedergegeben ist.45 Im August 1532 war bei der neuen
Bastei beim Schottentor an zwei Ecken die Erde abgerutscht und dadurch die Mauer
eingebrochen, sodass Notfallmaßnahmen eingeleitet werden mussten.46 Noch Ende
1543 forderte der Hofmaurermeister Hans Karanckho (wohl : Quarengo) für seine
Bau- und Sanierungsarbeiten an beiden Ecken an der »zerrissenen« Bastei bei dem
Schottentor von 1540 bis 1543 eine Nachzahlung von 20 Gulden.47 1546 wird sie von
Sigmund de Pratovecchio von Pisa – seit 1543 als Baumeister für die neuen Basteien
zuständig48 – als postain von erden bey Schotten thor bezeichnet.49 Interessant ist in
diesem Zusammenhang ein Brief von »Gismondo dem Architekten« (wahrscheinlich
Sigmund de Pratovecchio) an den Grafen Cosimo de Medici im Jahr 1547. Darin
erwähnt der Architekt, dass ein von ihm begonnener Kavalier im Bereich des Tur-
mes sowie eine Bedeckung aus Erde und fascine (Reisigbündel, zeitgenössisch auch als
»Peusch« bezeichnet50) am Bollwerk, das Gianmaria da Olgia errichtet hatte, nie fertig-
FHKA Hoffinanzprotokolle 1533 (W 182), pag. 4 seine Witwe 1534 (W 183), fol. 67r und Meister
Hans de Spacio fol. 75v. FHKA AHK, Gedenkbuch 41, fol. 117v ; 1535, 1536 und 1537 bittet die Witwe
erneut um Bezahlung einer Schuld für Arbeiten am Tor der Burgbastei. FHKA NÖK ER, 1535 Dezem-
ber 7, fol. 17v ; 1536 Mai 16 ; 1537 März 5.
42 FHKA AHK, Gedenkbuch 35, fol. 41v, 56v, 1531.
43 Leydi, Olgiati.
44 Roosens, Neue Festungsstädte, 137 f.
45 Ausführlich zum Bauablauf siehe Jeitler, Schriftquellen, 45 Anm. 9 : FHKA NÖHA W 61/C/3/A, fol.
280r.
46 FHKA NÖHA W 61/C/3/A, 1532 August 12, fol. 205r/v ; Camesina, Urkundliche Beiträge, 57 f. Nr.
VIII ; Hans Katzianer berichtet von einer 1530 erfolgten schitt (Anschüttung) von Mist bei dem Schot-
tentor an die Stadtmauer, die sich gegen den Neuburger Hof hin entzündet hat und vor sich hin brennt.
An der Stelle, wo die Stadtmauer dadurch erhitzt wurde, sei Wasser eingeleitet worden.
47 NÖLA Ständische Akten A VIII 9, 1543 Dezember 14 fol. 13.
48 Kühnel, Forschungsergebnisse, 324.
49 FHKA NÖHA W 61/C/3/A, 1546 September 6 fol. 280r. Allerdings hat es hier den Anschein, als sei
mit der Bastei Olgiatis nicht diejenige, sondern eine andere gemeint.
50 Vgl. S. 208.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499