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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 159
Leonhard II. Freiherr von Völs (Feldhauptmann, 1497–1545),78 der an der Verteidi-
gung Wiens während der Belagerung des Jahres 1529 beteiligt gewesen war, zeichnete
als königlicher Kämmerer79 vor allem für die finanziellen Mittel des Baues verant-
wortlich. Nach seinem Tod übernahm diese Funktion Graf Niklas Salm der Jüngere
(1503–1550).
Begonnen wurde in dieser Ausbauphase mit der Errichtung der Bastei zwischen
Burg- und Schottentor und der Bastei bei den Predigern zwischen 1543/44 bis 1548.
Ludwig Eberle erwähnt ein Memorial der Stände an den Herrscher aus dem Jahr
1546, aus dem hervorgeht, dass die angefangenen Arbeiten an der Befestigung noch
nicht finalisiert waren und die Stadt im Falle einer erneuten Belagerung an einigen
Orten nicht ausreichend zu sichern wäre.80 Die Stadt erklärte, dass es ihr an finanziel-
len Mitteln mangle, und sie daher nicht in der Lage sei, die Befestigungen im Bereich
vom Stubentor bis zur Biberbastei fertigzustellen.81 Im selben Jahr befahl König Fer-
dinand, 3.000 Gulden aus dem »Dreißigeramt« für den Bau der Befestigung auszah-
len zu lassen,82 und Graf Niklas Salm unterbreitete ihm mit Baumeistern akkordierte
Vorschläge zur Verbesserung der Bastei bei dem Burgtor und für neu zu errichtende
Bauten samt Erweiterung des Grabens. So sollten der alte und der neue Graben vor
dem Stubentor zusammengeführt werden und der Graben zwischen der Stadt- (Bastei
bei den Predigern) und »Eckbastei« beim (geplanten ?) Arsenal (damit dürfte wohl
die Biberbastei gemeint sein)83 hergestellt werden. Der bereits in Arbeit befindliche
Graben beim Schottentor sollte verbreitert werden. Außerdem sollte der Graben zwi-
schen der großen Katze am Eck84 (beim Judenturm) und dem Fischertor ebenso breit
ausgeführt und darin Wasser eingelassen werden. Die Bastei bei den Predigern sei
fast vollendet.85 An der Innenseite der Stadtmauer wurde ein Wall angeschüttet86, den
Bonifaz Wolmuet in seinem Stadtplan von 1547 wiedergibt.
78 Trapp, Burgenbuch, Bd. IV, 364 und 404.
79 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1545 : Einnahmen, fol. 15v.
80 Eberle, Wien als Festung, 223.
81 Camesina, Urkundliche Beiträge, 62‒64 Nr. XII.
82 FHKA NÖK ER 1546-2, fol. 81r.
83 Die Bezeichnung dürfte sich auf das ursprünglich bei der Scheffstraße geplante Arsenal beziehen
(Camesina, Urkundliche Beiträge, Nr. V), das jedoch nicht an dieser Stelle gebaut wurde. Dass mit
der erwähnten Eckbastei nicht der Standort der ab 1557/1558 errichteten, sogenannten Elendbastei
gemeint ist, ergibt sich aus der Aufzählung in : Camesina, ebd., 59 Nr. X.
84 Dieses Erdbollwerk war bereits während der Ersten Türkenbelagerung errichtet worden. ÖNB Codex
8019, fol. 142r ; Camesina, ebd., 65 Nr. XIII, Anm. 7 ; Krause, Die mittelalterliche Stadtmauer, 85.
85 Camesina, ebd., 59 f. Nr. X.
86 FHKA NÖHA W 61/C/90/A, 1546 August 12, fol. 344–348.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499