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164 | Heike Krause
licht es, genaue Aussagen zu ihrem Entstehungszeitraum, dem Baufortschritt, zu den
dafür erforderlichen Kosten und Baumaterialien sowie zu zahlreichen beteiligten Per-
sonen zu treffen.114 1544 wurden die Schanzmeister Leonhard Krainer und Georg von
der Landskron für die »Aufgewinnung« und Wegschaffung des Erdreiches bezahlt.
Gearbeitet wurde dabei im Bereich der vermessenen Aussteckung, die der italienische
Baumeister Sigmund de Pratovecchio von Pisa gemeinsam mit Hans Tscherte bei der
Neuen Bastei und im Graben zwischen dem Schotten- und Burgtor vorgenommen
hatte.115 Im November wurde ein Stück der sechs Klafter (knapp über 11 m) hohen
Stadtmauer über eine Länge von 21 Klaftern (ca. 40
m) komplett für den Bau der Katze
(Kavalier) bei der Neuen Bastei abgetragen. Zur Errichtung dieser Bastion verwendete
man Mauersteine, darunter wiederverwendetes Baumaterial zuvor abgebrochener Bau-
ten, sowie Werkstücke, die von Steinmetzen angefertigt wurden. Ziegel wurden aus den
landesfürstlichen Ziegelstadeln geliefert.116 Im März 1545 waren die unterirdischen
Bereiche der Bastion wohl vollendet. Im November stellte man den Bau vorübergehend
ein.117 Im September 1546 berichtete Sigmund de Pratovecchio dem König, dass die
Bastei vorerst unvollendet bleiben werde, da zu wenige Steinmetze und Maurer vor Ort
seien, man aber am Mantel noch immer arbeite und das königliche Wappen bereits an-
gebracht sei.118 Aus einer von Hermes Schallautzer verfassten und beigefügten Anlage
erfahren wir die genauen Kosten für das von Beginn des Jahres bis zum 22. Oktober
fertig gestellte, 10.016 Kubikklafter umfassende Mauerwerk, nämlich 12.530 Gulden,
und auch die Namen der Maurermeister Jacob de Canatzi (vielleicht von Canazei,
Trentino) und Hans Karanckho.119 Der Steinmetz Anton de Spazio120 war mit seiner
Werkstatt von 1544 bis 1548 am Bau tätig, 1545 hat Meister Mert Zans und 1546 Sig-
mund de Orlanndo Steine für diese Bastion zugerichtet.121 Der 1545 verstorbene Le-
onhard von Völs hatte Annthonj de Spatj und Sigmunt de Orlanndo für die Grundsteine
und die Inschriften zehn Gulden bezahlt. 140 Gulden bekamen sie für zwei Greifen
als Schildhalter, zwei Schrifttafeln und für einen großen Stein, worin der Name Jesus
114 Jeitler, Schriftquellen, 48 f.
115 FHKA VDA 579, 1544, fol. 335r–336r ; Kühnel, Forschungsergebnisse, 309.
116 Jeitler, Schriftquellen, 49 f., mit weiteren Belegen.
117 Jeitler, Schriftquellen, 51.
118 FHKA NÖHA W 61/C/3/A, fol. 280r–v, allerdings wird sie als »Bastei bei dem Burgtor« bezeichnet.
119 FHKA NÖHA W 61/C/3/A (818), 1546 Dezember 11, fol. 284r–287v.
120 Er hat noch 1548 (Bastei beim Schottentor), 1550 und 1551 Geldforderungen für seine Arbeiten
in den Jahren 1546 und 1547 gestellt. FHKA NÖK ER 1548-2, fol. 81v und 96v ; FHKA NÖK ER
1550-1, fol. 156r/v, fol. 196r, 1551-1, fol. 32r (Bastei bei den Minderbrüdern) bzw. FHKA AHK, Ge-
denkbuch 67, fol. 102v–103r.
121 Jeitler, Schriftquellen, 48.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499