Page - 178 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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178 | Heike Krause
Aufgrund des enormen Platzbedarfs, den die neuen Festungswerke beanspruchten,
mussten von Beginn an immer wieder Häuser abgebrochen und die Besitzer mehr
oder weniger gut entschädigt werden. 1557 sollten Häuser zwischen dem Schotten-
tor und der Donau, darüber hinaus auch »der alte Pulverturm unter dem Werdertor«
abgebrochen werden.190 Bittschriften der betroffenen Personen legen davon Zeugnis
ab.191 Man ging demzufolge zu den Vorbereitungen für die Bauplätze der späteren
Elend- und Neutorbastei sowie des zwischen ihnen liegenden Arsenals über.192
Der Abt des Schottenklosters bat den Kaiser im Jahr 1560, seine Rechte zu schüt-
zen. Aus seinem Schreiben geht hervor, dass Hermes Schallautzer als kaiserlicher Rat
und Superintendent der kaiserlichen Gebäude denjenigen Bürgern, die ihre Häuser
vor dem Stubentor durch Abbruch wegen der Neuanlage der Befestigung verloren
hatten, erlaubte, auf Gründen des Schottenklosters zu Alttaunaw (Altdonau, Bereich
der heutigen Weißgerberlände) neu zu bauen. Es sollte deswegen zu einem Tausch der
Gründe kommen, in den das Schottenkloster nicht einwilligen wollte, weil ihm schon
1529 und im Anschluss daran für den Bau der Stadtbefestigung viele Häuser verloren
gegangen waren, so auch der Meierhof beim Gotteshaus, des Weiteren ein großer Teil
des Klostergartens und dienstbare Häuser, die für den Bau des Provianthauses und des
Arsenals niedergerissen und eingezogen worden waren.193
Ein undatierter, auf den Beginn des Jahres 1557 zu beziehender Bericht Hermes
Schallautzers nennt »welsche« Steinmetze und Maurer, die voraussichtlich am 1. März
wieder zurückkämen. Die »welschen« Ziegelbrenner seien zum Teil schon vor Ort,
weitere hätte er bestellt, Holzhacker sollten in den (Kaiser-)Ebersdorfer Auen Holz
zum Ziegelbrennen schlagen, Steine sollten in Höflein und Kreuzenstein gebrochen
werden. Kalkbrenner und Fuhrleute waren für die Lieferung von Holz, Ziegeln, Stei-
Da auf der Rückseite dieses Dokumentes geplante Bautätigkeiten beim Salzburger Hof beschrieben
werden, wird sich das genannte Zeughaus wohl nicht auf diesen Standort beziehen, auf dem man wie-
derum ab 1568 ein neues Zeughaus errichtete (KA HKR Registratur 634, 1558, September, fol. 1r/v ;
FHKA NÖHA W 61/C/90/B, 1568 August 11, fol. 825–828 : Kostenvoranschlag für die Erbauung
eines neuen Stocks gegen das Schottenstift). Ab ca. 1572 werden beide Häuser mit dem Zusatz »Unte-
res« (Seilerstätte) und »Oberes« (Renngasse) unterschieden (FHKA NÖHA W 61/C/90/B, 1572, fol.
853–857 mit Kostenvoranschlägen für Bautätigkeiten in beiden Zeughäusern, die dediziert als Oberes
Zeughaus im Salzburger Hof und als Unteres Zeughaus zwischen beiden Paradeisbasteien aufgeführt
sind ; FHKA Hoffinanzprotokolle E 1576 [W 321/W 322], fol. 157v ; KA HKR Protokollbuch 162,
1576, fol. 218r ; KA HKR Protokollbuch 158, 1574, fol. 178v).
– Siehe auch hier im Buch die Autopsie
der »Angielini«-Pläne von Wien S. 221–304, insbesondere 281.
190 KA HKR Akten 2, Expedit 119, 1558 Februar, fol. 309r–310v.
191 Jeitler, Historische Quellen zur Elendbastion, 216 f.
192 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1558 Juli 8, fol. 529r.
193 QGW I/3, Nr. 2674.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499