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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 213
der königlichen Hofkanzlei vom 3. August 1552 hatte bereits auf Preissteigerungen
hingewiesen.345 Die Wiener wollten ja gerne den Forderungen nachkommen, aber
man könne der Bürgerschaft nicht noch zusätzliche finanzielle Belastungen aufbür-
den, denn das Holz werde von Tag zu Tag teurer und müsse mittlerweile aus acht
bis neun Meilen346 Entfernung auf dem Wasser herangebracht werden, wenn man
überhaupt noch irgendwo Holz bekomme. Zuvor seien es lediglich drei bis vier Mei-
len Distanz347 gewesen. 1559 war das Holz in den Ebersdorfer Auen ausgeschlägert.
Thoman Eiseler bat darum, ihm eine andere Au zum Holzhacken zuzuweisen, damit
das Brennen der Ziegel ungehindert weitergeführt werden könne,348 und schlug dafür
die Stadlauer Au und die Krieau vor.349
Die Wiener übergaben als Rechtfertigung für den Ziegelpreis eine Aufstellung,
wieviel die Anlieferung eines Klafters Ziegelscheiter (geschnittenes Brennholz) mitt-
lerweile koste, wenn man es aus acht bis neun Meilen Distanz aus den Auen zu den
Ziegelöfen transportieren muss :350
1. Stammgeld von einem Klafter351 für die Herrschaft : 24 den
2. Maissen (= Abholzen) lassen pro Klafter Holz : 1 sol 10 den
3. Aus den Auen zum Wasser an das Gestade zu führen : 1 sol 10 den
4. Schifflohn pro Klafter Herabführens : 3 sol
5. Ausladen und beim Wasser stapeln : 10 den
6. Fuhrlohn in den Ziegelhof samt Tagwerkern, die auf- und abladen sowie das Zie-
gelholz im Ziegelhof stapeln : 1 sol 22 den
Summe : 1 tal 0 sol 16 den (= Position 1)
Dazu kämen die Taglöhne und sonstigen Ausgaben des Handels. Insgesamt seien die
Kosten derart gestiegen, dass ihnen jährlich etliche hundert Pfund an Schaden ent-
stehen würden. Daher habe man im Jahr 1552 darauf gedrängt, die Holzlagerstätten
345 KA HKR-Akten 2, Expedit 153, 1557 März, fol. 9r/v.
346 1 Meile entspricht 7,6 Kilometern. Folglich musste das Holz aus ca. 60‒70 km Entfernung herange-
bracht werden.
347 Das entspricht etwa 20‒30 km Distanz.
348 FHKA NÖK ER 1559-1 (43), fol. 42r.
349 Ebd., fol. 48r/v, 51v ; 77r.
350 Ebd., Beilage A2, fol. 10r.
351 1 Klafter entspricht 3,41 Raummetern Holz. Laut Sandgruber, Ökonomie und Politik, 585, gibt es
eine Bandbreite von 2,27 bis 3,41 Raummetern. In Österreich bildeten 30 Wiener Pfennige bzw. De-
nare den Rechnungswert von einem Schilling bzw. solidus bzw. 240 Pfennige (8 Schilling) ein Pfund
bzw. Talent. Ein Pfund entspricht einem Gulden. Als sich im 16. Jahrhundert die Guldenwährung
durchsetzte, entsprachen 240 Pfennig einem Gulden, vier Pfennige einem Kreuzer.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499