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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 215
Berechnung des Abgangs
Die Wiener ließen jährlich für die beiden bestehenden Ziegelhöfe 2.400 Klafter Holz
in den Auen schlagen. Sie berichteten, dass von zehn Klaftern allerdings jeweils einer
verloren ginge. Ursache dafür könne sein, dass das Holz vom Maß her kürzer abge-
schlagen werde, teilweise von den »Hohenauern« (= Transporteuren) und anderen Per-
sonen verbrannt, aber auch durch die Fuhrleute weggetragen und weggeführt werde,
ins Wasser falle oder vom Ufer weggespült bzw. aus den Ziegelstadeln gestohlen werde.
Es sei ungewiss, wieviel genau wegkomme. Deshalb setzen die Wiener für diese Po-
sition nur 100 tal als Abgang an (= Position 1). Weiters berichteten die Wiener, dass
es auf den Ziegelöfen vier Stuben gebe, die vom Gesinde umsonst geheizt werden
dürften. Das Langholz sei frei. Dadurch entstehe ein Abgang von circa 70 Klaftern zu
9 ½ sol, ergibt 74 tal 3 sol den (= Position 2).
Dazu kämen Aufwendungen für Ausbesserungsarbeiten an Häusern, Stadeln und
Dächern in beiden Ziegelöfen sowie der Neuaufbau der verbrannten Öfen, die Erd-
gruben, Ziegelstelltische, auf denen die Ziegel gemacht werden, Sandtruhen und höl-
zerne Rinnen, Scheibtruhen, in denen man Wasser führt und anderes. Man gebe viel
Geld aus für Holzwerk zum Brunnenbessern, für Seile und Eimer, das Anfertigen
neuer Model, für Schaufeln, Hauen, Krampen, Scheibtruhen, Eisennägel und anderes
Eisenwerk. Dazu komme das Sandführen, das sich allein auf ungefähr 40 tal belaufe.
Des Weiteren sei die »Zehrung« (= Verpflegung) für diejenigen in Rechnung zu stellen,
die zum Holzmachen in die Auen und Herrschaftswälder fahren ; dazu das ganze Jahr
über Trinkgelder. Für all das setzten die Wiener 300 tal den an (= Position 3).
Weiters müsse man für die zerbrochenen Ziegel, die beim Brennen zerschmelzen, zer-
fallen, beim Austragen zerbrechen, in den Öfen zerdrückt werden u.ä., aufs ganze Jahr ge-
rechnet 250 tal den berechnen. Dazu komme die Besoldung des Ziegelschaffers und seines
Gegenhandlers (= Stellvertreters). Jedem stehe wöchentlich ein Pfund samt Holzkontingent
von 34 tal den zu. Die Posten zusammen machen 388 tal den (= Position 4) aus.
Die Summe der hier genannten vier Positionen des Abgangs beläuft sich zusammen
auf Kosten von 862 Pfund Pfennig (tal den).
Gesamtkosten
In den beiden Ziegelhöfen gab es acht Ziegelöfen. Im Jahr wurde in jedem Ofen
neun Mal gebrannt. Das bedeutete 72 Brennvorgänge zu 25.000 ganzen und unzer-
brochenen Ziegeln. In Summe wurden somit 1.800.000 Ziegel produziert.357 Rechnet
357 Moore, Bricks, 211‒236, hier 220 f.: Archäologische Grabungen erbrachten Kapazitäten von 20.000
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499