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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 219
Die Wiener bestellten in den 1550er Jahren 2.400 Klafter Brennholz jährlich für
die Ziegelproduktion. Die Mindestmenge für die Herstellung der zuvor genannten
1,8 Millionen Ziegel, was der jährlichen Maximalkapazität entspricht, waren 1.800
Klafter Brennholz. 2.400 Klafter entsprechen in etwa 8.200 Raummetern Holz. Leider
haben wir keine Zahlen, wieviel Energieholz von allen Öfen insgesamt laufend benö-
tigt wurde. Aber wir haben eine Schätzung von 1597, wie viele Ziegel für die Wieder-
herstellung der Festung erforderlich waren. Die Festung war damals an vielen Stellen
baufällig und musste wegen erneuter Türkengefahr instandgesetzt werden. General
Adolph Schwarzenberg überprüfte die Mauern und machte eine Schätzung für alle
Sektoren der Befestigung.367 Insgesamt rechnete er einen Bedarf von 22.409.000 Zie-
geln aus, was einem Brennholzbedarf von 22.409 Klaftern entspricht. Das sind etwa
75.000 Festmeter Holz.368 Dies entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch
von Brennholz in der größten mitteleuropäischen Saline in Hallein (Salzburg) in den
Jahren von 1515 bis 1618.369 Die höchste Nachfrage der »holzfressenden« Saline gab
es im Jahre 1590, als sie etwa 100.000 Festmeter Brennholz benötigte. Diese Menge
Brennholz belief sich im alpinen Bereich auf etwa 200 bis 250 Hektar Wald. Der
Holzbedarf der Salinen stieg seit dem Hochmittelalter, was zu Regelwerken und In-
struktionen betreffend die Waldbewirtschaftung führte. Wir können also in Salzburg
und im Salzkammergut von einem seit dem Hochmittelalter etablierten Waldmanage-
367 Beiträge zur Geschichte der Fortification Wiens, Nr. XXVIII : Basteien Außenwand : 1055 Klafter
= 1.127.000 Ziegel ; Basteien Innenwand : 312 Klafter = 312.000 Ziegel ; Holz zum Rüsten : 4 Flöße
Traunerische trümmer, 3 Pfund traunerische rayladen, zur Pallisade außerhalb der Strada coperta : 14.292
aichene bästäl (= Eichenstämme) ; Kurtine zwischen Landschafts- (= Bastei zwischen Burg- und Schot-
tentor) und Schottenbastei (= Bastei beim Schottentor) : 470 Klafter = 1.410.000 Ziegel ; um die
Schottenbastei einen Mantel : 1290 Klafter = 3.870.000 Ziegel ; Kurtine zwischen den zwei Wühren
und der Einfahrt des Schottentors : 470 Klafter = 1.410.000 Ziegel ; Kurtine von der Arsenal-Bastei (=
Neutorbastei) gegen den Roten Turm an die Piattaforma : 345 Klafter = 1.035.000 Ziegel ; Plattform
an der Donau beim Roten Turm : 250 Klafter = 750.000 Ziegel ; Kurtine von der Plattform über den
Roten Turm bis zur Biberbastei : 255 Klafter = 765.000 Ziegel ; zwei gegeneinander geführte Kurtinen
von der Kärntner- bis zur Burgbastei (= Bastei beim Burgtor) und von der Landschafts- (= Bastei
zwischen Burg- und Schottentor) bis wieder zur Burgbastei : 2631 Klafter = 7.890.000 Ziegel ; ein
neues Bollwerk zwischen den beiden Kurtinen vor der Burg : 1200 Klafter = 3.600.000 Ziegel ; Für
vorgesetzte Kurtinen und das Bollwerk, das von der Kärntner Bastei zur Landschaftsbastei geführt
werden soll : 23.760 Faschinen (Peisch, weil die bei den wassern under den herrschaften in den auen zue
bekhumben.) ; Schließen der Wassergräben beim Arsenal : 80 Klafter = 240.000 Ziegel. 210 pstäl. – Al-
les zusammen (inklusive Stein, Sand, Kalk und Arbeitsleistung für alle Tätigkeiten) : 256.846 fl 35 kr
sowie in Summe : 22.409.000 Ziegel.
368 50.868 bis 76.415 Festmeter, je nachdem wie man das Verhältnis von historischem Klafter zu moder-
nem Festmeter ansetzt ; laut Sandgruber, Ökonomie und Politik, 585, entspricht ein Klafter zwi-
schen 3,41 und 2,27 Kubikmetern Holz bzw. 2,5 bis 1,7 Festmetern.
369 Koller, Bayern – Salzburg – Berchtesgaden, 772.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499