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werke in diesem Bereich zeigt.53 Auch ein herzoglicher Paradies- bzw. Paradeisgarten
existierte seit dem 14. Jahrhundert bis 1529 im Bereich zwischen heutigem Park- und
Schubertring. Die Obere und Untere Paradeisbastei trugen später die Namen Wasser-
kunst- und Braunbastei.54
Direkt vor dem Stubentor, gegenüber dem Dominikanerkloster, ist die Prediger-
mühle55 am Mühlbach auf dem Dresdner »Angielini«-Plan eingezeichnet. Sie ist durch
das Mühlrad klar ausgewiesen, das auf dem Karlsruher Plan fehlt. Ein Stück weiter
nördlich, der Wienflussmündung zu, ist die Mühle bei dem Slifstein,56 eine Schleif-
mühle, sowohl auf der Dresdner als auch auf der Karlsruher Überlieferung zu erkennen.
Diese Mühle ist unterhalb einer Böschung angesiedelt, welche westlich zum Stadtgra-
ben hin ansteigt. In der Zone nördlich der Mühle sind im Karlsruher und Dresdner
Plan mehrere leere Parzellen diesseits und jenseits des Mühlbachs bis an die Wien
grenzend dargestellt. Möglicherweise handelt es sich dabei um jene Parzellen in der
Scheffstraße, die für eine potenzielle Umsiedlung aus anderen Vorstädten zugestanden
werden sollten und auf denen nur Holzbauten errichtet werden durften.57 Der Mühl-
bach ist jedenfalls auf Hoefnagels Vogelschau noch eingezeichnet. Auch lässt sich eine
anscheinend reintensivierte Siedlungstätigkeit entlang des Mühlbachs ausmachen.
Der Wienfluss selbst ist von der steinernen Brücke beim Kärntner Tor bis knapp
oberhalb der Einmündung in die Donau dargestellt. Er fließt in einem breiten Schot-
terbett, in manchen Bereichen auch mehrarmig. Er ist eingetieft, insbesondere im Be-
53 Auch auf Hirschvogels Ansicht von Wien von Süden (unten Anhang 9.7, S. 484 Nr. 3) ist ein turmartiges
Gebäude in diesem Bereich eingezeichnet. Möglicherweise kann man im 1533‒1544 erbauten, heute noch
erhaltenen Tucherschloss in Nürnberg (heute »Museum Tucherschloss mit Hirsvogelsaal. Museen der Stadt
Nürnberg«), das allerdings innerhalb der Mauern in einem spärlich bebauten Bereich lag, ein Gebäude dieses
Typs feststellen. Jedenfalls kannte der aus der der Nürnberger Patrizierfamilie entstammende Hirschvogel/
Hirsvogel solche Gebäude und ihre Funktion durchaus. Der heute im Garten des Tucherschlosses stehende
»Hirsvogelsaal« stammt aus einem Gebäude der Familie. Der nach italienischem Vorbild errichtete Renais-
sancesaal diente wie das benachbarte Tucherschloss einstmals der Unterhaltung und Geselligkeit. Für den
Hinweis auf das Tucherschloss ist Manuel Swatek vom Wiener Stadt- und Landesarchiv zu danken. Ein
solches, polygonales Gebäude ist auf der Vogelschau von Hoefnagel nicht zu finden.
54 Vgl. hier im Buch das Kapitel »Obere und Untere Paradeisbastei«, S. 174–176 ; weiters Perger, Stra-
ßen, 27 und 153 ; auch Wien Geschichte Wiki : https://www.wien.gv.at/wiki:Paradiesgarten ; auf dem
Albertinischen Plan (unten Anhang 9.7, S.
483 Nr. 1) ist ein Areal südlich des Heiligengeistspitals beim
Wienfluss als Paradeiß kenntlich gemacht.
55 Lohrmann, Mühlen, 20‒23.
56 Lohrmann, Mühlen, 23. Der Mühlbach scheint bei Hoefnagel zumindest südlich der Straße über die
Stubentorbrücke, partiell aber auch nördlich von dieser großteils eingewölbt zu sein. Ein Mühlenge-
bäude ist nicht zu erkennen. Interessant ist die Einzeichnung einer gotischen Lichtsäule an der Südseite
der Brücke, die vom Stubentor über den Wienfluss führt, und zwar am rechten Flussufer, d. h. auf der
Seite der Landstraße.
57 Siehe Camesina, Urkundliche Beiträge, CLVII ; auch KA HKR 1558 April Nr. 340 Registratur.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499