Page - 328 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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328 | Ferdinand Opll
Westen, am oberen Blattrand (im Norden) von Judenburg über Graz, die Riegersburg
(Steiermark) und den Plattensee (BALATON LAC[US]) nach Osten in die Ungari-
sche Tiefebene, am rechten Blattrand (Osten) von Norden nach Süden über Szigetvár
(SZIGETH) bis zur bosnischen Grenze, wobei der bosnische Raum frei von Eintra-
gungen bleibt ; an der Adriaküste finden sich von Osten nach Westen Senj (ZENG),
Rijeka (FIVME) und die hier vorgelagerten Inseln, wie Cres (CHERSO), Istrien sowie
der Raum von Triest bis nach Aquileia und Portogruaro ; alles ist in einen Rahmen
gestellt ; etliche Gebiete und Herrschaftsräume sind beschriftet (CARINTIA, STI-
RIA, VNGARIA [!] PARS, CARNIOLA, FRIVLI PARS, CROVATIA, WINDISCH MARK,
BOSSENA [!] PARS), wie sich dies auch auf anderen Karten des Angielinischen Werks
feststellen lässt (siehe oben S. 326 Nr. 1.2, unten S. 338 Nr. 5.1 und S. 340 Nr. 6.1) ;
die Gewässer sind blau eingezeichnet und ihre Namen vielfach vermerkt, die Adria
ist mit Goldtinte als »SINVS ADRIACTICVS« (siehe dazu auch unten S. 338 Nr. 5.1
und S. 340 Nr. 6.1) bezeichnet ; zahlreiche Orte sind namentlich angeführt, wobei
Städte durch skizzenhafte, unterschiedlich große Stadtansichten, Burgen dagegen
durch turmartige Signaturen gekennzeichnet werden ; die Geländeformationen sind
durch Maulwurfshügel dargestellt ; die von den Osmanen beherrschten Gebiete, die
hier gegenüber der demselben Raum gewidmeten Karte im Karlsruher Atlas (unten
S. 337 Nr. 4.5) partiell etwas weiter nach Westen vorgeschoben erscheinen (siehe
dazu unten S.
445 Nr. 45 bei der Behandlung der Ansichten von Veliki Gradac), sind
rot, die Gebiete unter christlicher Dominanz grün, und Friaul ist ocker eingefärbt ;
weist rechts unten eine Maßstabsleiste (Miliaria Germanica, Miliaria Vngarica) auf ;
die Himmelrichtungen sind durch eine Windrose im Bereich der Adria zwischen
Aquileia und Triest angegeben.
Datierung und Verfasser : Pálffy, Anfänge, 37 und 39, zuletzt auch Ders., Die
Türkenabwehr und die Militärkartographie, 59 (Tabelle 8), sieht in der vorliegenden
Karte eine von einer mappa der Crabetischen und Windischen gränitzen
– die wahrschein-
lich Natale Angielini, vielleicht gemeinsam mit seinem Bruder Nicolò 1563/64 anfer-
tigte – abgeleitete, später mehrfach, darunter von Natales Sohn Paolo 1574 überarbei-
tete Darstellung, wobei für diese Interpretation der Umstand eine maßgebliche Rolle
spielt, dass der grün eingefärbte, d. h. unter christlicher Herrschaft stehende Raum im
Verhältnis zur Version dieser Karte im Karlsruher Atlas (unten S. 337 Nr. 4.5) kleiner
geworden ist. Auf eine Überarbeitung möchte Pálffy, ebd., 37, auch den Umstand
beziehen, dass sowohl die Grundrisse von Graz als auch von Zagreb hier detailreicher
ausgeführt sind als auf dem Karlsruher Gegenstück dieser Karte. – Da die von Giulio
Turco 1571/72 vermessenen Burgen Isabor, Gétye, Pölöske, Rajk (heute : Alsórajk),
Keresztur (heute : Murakeresztúr) und Molnári im Raum von Nagykanizsa
– teilweise
schon auf einer von Natale Angielini signierten Karte der Grenzfestungen um Nagyk-
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499