Page - 339 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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(oben S. 327 Nr. 2.1), hier allerdings mit schwarzer Tinte, als »SINNVS ADRIATICVS«
bezeichnet ; die Darstellung zeichnet sich gegenüber den Karten von Kroatien und Sla-
wonien im Wiener und im Karlsruher Atlas (oben S. 327 Nr. 2.1 und S. 337 Nr. 4.5)
durch einen deutlich größeren Kartenausschnitt aus und betont mit der Einzeichnung
der hydrografischen Gegebenheiten deren Bedeutung für die Anlage von Festungen und
damit für den Kampf gegen die Osmanen ; der Karpatenbogen wird als »INITIVM CAR-
PATI« bezeichnet, etliche Herrschaftsgebiete sind namentlich hervorgehoben (MORA-
VIA ; AVSTRIA, CARINTIA [abgeteilt als CARIN-TIA, wobei das abschließende »A«
zur Vermeidung einer Kollision mit dem Ortsnamen Villach weiter nach rechts gerückt
wird] ; CARNIOLA ; VNGARIAE [!] ; TRANSILVANIA [!] PARS) oder auch mit ihren in
Form von Schwarzweiß-Zeichnungen dargebotenen Wappen (Krain [Adler] ; Österreich
[Bindenschild] ; Steiermark [Panther] ; Slawonien [drei Marder übereinander] ; Kroatien
[geschachtes Feld] ; Bosnien [Arm mit Schwert] ; Ungarn [Kombination aus den Wap-
pen von Alt- und Neuungarn]) markiert ; die von den Osmanen beherrschten Gebiete
sind rot, die unter christlicher Oberhoheit stehenden grün eingefärbt ; dabei zeigen sich
die osmanischen Zonen gegenüber anderen Karten aus dem Angielinischen Umfeld
deutlich stärker fragmentiert ; weist eine Maßstabsleiste (M. Giermanicha) auf, die Him-
melsrichtungen sind durch ihre Bezeichnungen (SEPTETRIO [!], ORIENS, MERIDIES,
OCCIDENS) jeweils in der Mitte der Blattränder vermerkt.
Datierung und Verfasser : Pálffy, Anfänge, 36 f., datiert die Karte im Gefolge
von Török auf »nach Herbst 1572«, zuletzt Ders., Die Türkenabwehr und die Mili-
tärkartographie, 59 (Tabelle 8), auf »vor 1572 [?]«, was angesichts der 1571 erfolgten
Abreise des Nicolò Angielini nach Italien eher auf »um 1570/71« zu korrigieren ist.
Nach der Autopsie der im Kunsthistorischen Museum überlieferten Karte in Form
eines Hinterglasgemäldes, die nicht nur das Datum »1566« aufweist, sondern auch
noch gegenüber dem Dresdner Blatt ältere Grenzverläufe zwischen dem Reich und
der Hohen Pforte zeigt (unten S. 340 Nr. 6.1), war diese bzw. ihre Vorlage jedenfalls
ein oder der Vorläufer des hier behandelten Dresdner Blattes. Die hier verwendete
Bezeichnung der Adria als »SINNVS ADRIATICVS« findet sich auch auf den Plänen
von Rijeka und Senj (unten S. 411 Nr. 32 und S. 423 Nr. 36), was diese wohl ebenso
als Werke des Nicolò Angielini ausweist. Die Beziehungen zwischen dem hier aus-
gebreiteten umfassenden Angielinischen – vor allem wohl des Nicolò – topografi-
schen Wissen und dem kartografischen Schaffen des Johannes Sambucus dürften
zumindest wechselweise gestaltet gewesen sein, wenn nicht sogar eher an Angielini
als den gebenden und Sambucus als den nehmenden, profitierenden Teil zu denken
ist (siehe dazu Török, Renaissance Cartography, 1844, und oben bei der Behandlung
der Karte von Kroatien und Slawonien im Wiener Cod. 8609 Han, S. 327 Nr. 2.1).
An datierungsrelevanten Details ist nicht zuletzt auf den hier dokumentierten älteren,
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499