Page - 342 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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342 | Ferdinand Opll
Stadtnamen von Laibach/Ljubljana in der Form »LABACVM« nach unten verrückt ist],
»SCLAVONIA«/Slawonien, »CROATIA«/Kroatien, »VNGARIA«/Ungarn, »POSSEGA
PROVINTIA«/Poszega, heute : Požega nordwestlich Slavonski Brod in Kroatien, BOS-
SENA/Bosnien und »TRANSILVANIA«/Siebenbürgen), sondern auch in einer Reihe
von in die Territorien eingetragenen farbigen Wappendarstellungen (von Westen nach
Osten : Kärnten [gespaltener Schild mit – anders als heute – heraldisch rechts dem
Bindenschild und heraldisch links drei Löwen übereinander] ; Krain [Adler] ; Öster-
reich [Bindenschild] ; Steiermark [Panther] ; Kroatien [geschachtes Feld] ; Slawonien
[drei Marder übereinander]). In der Adria sind südlich des Küstenabschnitts zwischen
Venedig und Triest insgesamt 19 größere und kleinere Schiffe eingezeichnet. Die Be-
schriftung des Meeres als »SINNVS ADRIATICVS« ist in Gold gehalten ; diese Art von
Hervorhebung findet darüber hinaus für die Widmungsinschrift, die Maßstabsleiste
(MILIARIA VNGARICA bzw. MILIARIA GERMANICA), den eingangs erwähnten ein-
gelassenen Kompass sowie die Windrose, die Wappendarstellungen und die Kenn-
zeichnung von Bergzügen Anwendung. Die Himmelsrichtungen werden rings um den
soeben erwähnten Kompass bis auf die mit einem Kreuz markierte Ostrichtung mit
den mit ihren Anfangsbuchstaben angeführten acht Windrichtungen (Norden = Tra-
montana ; Nordwesten = Maestro ; Westen = Ponente ; Südwesten = Libeccio ; Süden =
Ostro ; Südosten = Scirocco ; Nordosten = Greco) angegeben.
Datierung und Verfasser : Abgesehen vom verwendeten Material besteht die außer-
ordentliche Besonderheit dieses Kartenwerks in der in die Widmungsinschrift inte-
grierten Datierung zum Jahr 1566. Nach der in vielen Aspekten geradezu stupenden
Ähnlichkeit mit der im Dresdner »Angielini«-Atlas enthaltenen »Beschreibung der
hervorragendsten Plätze Ungarns durch Nicolò Angiel(ini) aus Italien« (oben S. 338
Nr. 5.1) kann es keinem Zweifel unterliegen, dass diese Hinterglasmalerei im unmit-
telbaren Konnex mit dem Angielinischen Schaffen, und zwar mit dem Werk des Ni-
colò Angielini steht. Die hier verwendete Bezeichnung der Adria als »SINNVS AD-
RIATICVS« findet sich im Übrigen auch auf den Plänen von Rijeka und Senj (unten
S. 411 Nr. 32 und S. 423 Nr. 36), was diese wohl ebenfalls als Werke Nicolòs ausweist.
Mit größter Wahrscheinlichkeit diente eine auf Papier gezeichnete Karte von der
Hand des Nicolò Angielini als Vorlage des Glasgemäldes, wobei auch die Widmung
mit ihren Fehlern und Italianismen auf einen Italiener als Verfasser weist. Interesse
verdient der Umstand, dass sich mehrfach irrtümlich spiegelverkehrt eingetragene Be-
zeichnungen finden, darunter mehrere Flüsse, nämlich der an seinem Oberlauf südlich
der Karnischen Alpen mit Namen bezeichnete Fluss Piave (PIAVE FL.), der Fluss
Tisza/Theiß (TISSA FL.) an seinem Oberlauf und der durch Satu Mare (ZATMAR)
fließende Someș/Samosch (SAMOS FL.), aber auch der unweit von Ružomberok/Ro-
senberg (ROSENPERG) in der heutigen Nordostslowakei gelegene Ort »LIKAWA«
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499