Page - 358 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Image of the Page - 358 -
Text of the Page - 358 -
358 | Ferdinand Opll
grafisch besonders ausgefeilter Form, wobei außerhalb der Festung nicht nur auf einer,
sondern auf zwei Inseln Bebauung mit ebenerdigen Gebäuden ausgewiesen ist ; weist
eine Maßstabsleiste, aber keine Richtungspfeile auf ; sonst wie Nr. (1).
– (3) kolorierte
Schrägansicht ; wie Nr. (2). – (4) kolorierte, anders als Nrr. (1, 2, 3) nach Westen (!)
orientierte Schrägansicht ohne Einzeichnung von Bebauung auf den beiden außer-
halb der Festung gelegenen Inseln ; sonst wie Nr. (2). – (5) kolorierter, nach Norden
orientierter Grundriss ohne Einzeichnung von Bebauung auf den beiden außerhalb
der Festung gelegenen Inseln ; weder Maßstabsleiste noch Richtungspfeile ; sonst wie
Nr. (1).
Historische Erläuterungen : Đurđevac ist im Zusammenhang mit seiner Georgskir-
che (Sv. Juraj ; etwa 400 Meter südlich der auf den »Angielini«-Plänen dargestellten,
bis heute erhaltenen Burg am Platz des hl. Georg/Trg Svetog Jurja) seit dem 13. Jahr-
hundert zu fassen. Im späten 15. Jahrhundert legten die Bischöfe von Fünfkirchen/
Pécs im sumpfigen Gebiet nördlich der Siedlung eine Burg an, die bis heute besteht
und die auf den hier behandelten Darstellungen zu sehen ist. Der Hinweis auf die
Lage nahe der Mur/Mura auf Nr. (4) dürfte sich auf heute verschwundene Gewässer-
läufe (Nebenarme), allerdings eher solche der Drau/Drava, beziehen. Seit den 1540er
Jahren wird die Festung immer wieder als Teil der Verteidigungsorganisation gegen
die Osmanen genannt. 1556 wird die Anlage als schwach befestigt, 1567 als baufällig
bezeichnet. 1572 bestand die Besatzung aus einem Burggrafen, einem Wachtmeister,
49 Knechten und 20 Rohrschützen. – Der Ist-Zustand der Festung in den späten
1650er Jahren ist in der von Martin Stier vorgelegten Relation von 1660 (ÖNB Cod.
8608 Han, fol. 43) dokumentiert.
– Die Josephinische Landesaufnahme dokumentiert
die Insellage der hiesigen polygonalen Burganlage (heute : Stari grad Đurđevac) samt
Stegverbindung zu dem südlich gelegenen Siedlungsteil mit eigener Kirche, zeigt aber
auch bereits die Ausweitung der Siedlung in Richtung Südsüdwest, wo rings um eine
ovale Wasserfläche ein neuer Siedlungsteil mit zwei eigenen Kapellen (St. Rosalia und
St. Laurenz) nachzuweisen ist ; auf der Franziszeischen Landesaufnahme ist das Ge-
lände dagegen bereits weitgehend trocken gelegt (beide Landesaufnahmen : www.ma-
pire.eu /22.3.2015). Die Burganlage (Stari grad) ist jetzt prächtig renoviert und dient
als Sitz eines lokalen Museums (Abb. 80).
Datierung : Eine exakte Datierung (siehe dazu auch die Zusammenstellung bei
Kljajič/Lapaine, Some Problems in the Research of Cartographic Representations,
47 f.) der fünf Darstellungen
– zwei Grundrissen und drei Schrägansichten
– lässt sich
nicht eruieren ; am ehesten stammen sie aus den frühen 1570er Jahren.
Verfasser : Eine Zuweisung an Nicolò Angielini ist nicht möglich, doch ist nach dem
Überlieferungskontext von einem Zusammenhang mit dem kartografischen Schaffen
der Familie Angielini auszugehen.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
back to the
book Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini"
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499