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gen die Osmanen verteidigt, dabei jedoch schwer beschädigt. Bei den erforderlichen
Wiederaufbauarbeiten waren u. a. Sigismondo de Pretta/de Prato (Pratovecchio) aus
Pisa, Giovanni Maria de Speciecasa, Francesco de Pozo, Matteo und Bernardo Volto-
lino und Floriano de Brogalia sowie – als Superintendent – Antonio Voltolino tätig.
Zur Finanzierung wurden 1555 auch die Zehenterträgnisse des Bistums herangezogen,
und zwei Jahre später, 1557, überließ der Bischof die Festung dem Herrscher. 1560/61
bereitete der königliche Architekt Paolo de Mirandola eine erste Modernisierung der
Anlagen vor, wobei zwei Bastionen des älteren Typs bei der äußeren und eine Bas-
tion des neueren Typs (»Ohrenbastion«) bei der inneren Festung errichtet wurden.
1564 waren hier 400 Berittene und 300 ungarische Fußsoldaten (»Trabanten«) stati-
oniert (ÖStA, Kriegsarchiv, AFA 1564/2/ad 10 Litt. a). Nachdem ab etwa Mitte der
1560er Jahre (nach anderen Angaben erst im Jänner 1568) zuerst Pietro Ferabosco
hier als Festungsarchitekt tätig gewesen war, folgte ihm 1568 Ottavio Baldigara nach
(auf einem ohne Verfassernamen überlieferten Grundriss von Eger in den Beständen
des ÖStA, Kriegsarchiv KPS, KS G I h 158, fol. 15 findet sich der Hinweis, dass er
[wohl Ottavio Baldigara] sich am 26. Februar 1568 nach Agria begeben hat). Mit
Giacomo Falubreso und wenig später mit Claudio Cogorano, Bartolomeo da Ponte,
Giulio Turco (Bei Marosi, Partecipazione di architetti militari Veneziani, 210, heißt
es irrtümlich, Turco sei 1570 verstorben, siehe dazu Pálffy, Anfänge, 29 Anm. 87.)
und Giuseppe Scalvino lassen sich damals weitere italienische Festungsbauspezialisten
in Eger nachweisen. In den 1570er Jahren werden vor Ort dann Pompeio und Donato
Grazioli sowie Bartolomeo da Ponte erwähnt. 1572 legte Ottavio Baldigara einen ra-
dikalen Umbauvorschlag vor, der gemeinsam mit Vorschlägen des Franz von Poppen-
dorf diskutiert, aber nicht verwirklicht wurde. Später, 1578, legte ersterer einen weite-
ren Vorschlag mit Ausbau zu einer fünfeckigen Festung vor. Von 1573 bis in die frühen
1580er Jahre war Baldigara in Eger tätig, von wo er nach Nové Zámky übersiedelte, wo
er 1588 starb (siehe unten S.
400 Nr. 27). 1596 wurde Eger von den Osmanen erobert
(siehe dazu die Radierung des Hans Sibmacher von 1596, Abb. bei Rózsa, Városok, 37
Nr. 32), aus deren Herrschaft es erst 1687 wieder befreit werden konnte.
– Wohl nicht
zuletzt der Intensität der im Hinblick auf den Ausbau geführten Diskussionen und
Beratschlagungen verdankt sich der Umstand, dass Eger mit insgesamt neun Plänen
in den hier untersuchten Atlanten am häufigsten vorkommt. Eine Ansicht, die zwi-
schen der osmanischen Eroberung und dem Jahr 1600 entstanden ist und die von Ge-
org Hoefnagel (gest. 1600) an die Verleger des Städtebuchs Civitates Orbis Terrarum
vermittelt wurde, findet sich in der Auflage des Braun/Hogenberg’schen Werks von
1617 (Abb. bei Rózsa, Városok, 36 Nr. 31, sowie bei Füssel [Hg.], Städte der Welt,
466 f.). Auf ihr ist auch die schwer beschädigte alte Kathedrale gut zu sehen. – Die
oberhalb der Stadt aufragende Burg Eger (Egri Vár) zählt heute zu den bedeutends-
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499