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Komárno insbesondere nach der Wiener Türkenbelagerung von 1529 zu großer Be-
deutung. 1542 plädierten die Reichsstände dafür, hier im Falle eines osmanischen
Angriffs 500 Mann zu stationieren. Der Platz diente mit seiner strategisch bedeut-
samen Lage am Ostende der Schüttinsel und als Gegenstück zur Festung Raab/Győr
(siehe S.
366 Nr. 11) im Süden dieses Raumes als Vorposten für den Schutz von Wien
und Pressburg/Bratislava sowie als Standort der Donauflotille. Die Bauarbeiten setz-
ten wohl schon in den 1540er Jahren ein, sind dann für 1554 dezidiert bezeugt, und
ein Jahr später gab der in Ungarn tätige Feldherr Marchese Sforza Pallavicini einen
Bericht über den Zustand der Anlage. Die Initiative zum Ausbau zur modernen Fes-
tung mit Bastionen wird insbesondere Pietro Ferabosco zugeschrieben, doch waren
auch andere italienische Festungsfachleute hier tätig bzw. arbeiteten Vorschläge aus
(Francesco Benigno ; Carlo Theti). Eine Inschrift über dem heute als »Ferdinandstor«
bezeichneten Tor nennt Kaiser Ferdinand I., muss demnach trotz der Datierungsan-
gabe »MDL« (1550) auf die Zeit zwischen 1558 und 1564 (Kaiserwürde/Tod Fer-
dinands I.) bezogen werden (siehe dazu die Fotografie auf : http://www.pevnosti.sk/
foto/KN26.jpg /5.3.2015). 1564 waren hier nicht weniger als 944 Militärpersonen
stationiert (ÖStA, Kriegsarchiv, AFA 1564/2/ad 10 Litt. a). Die Festung nahm in-
sofern eine Sonderstellung ein, als sie unmittelbar dem Hofkriegsrat unterstellt war.
Selbstverständlich findet sie sich auch auf den einschlägigen Karten in den hier be-
handelten Atlanten. Eine Ansicht von Frans Hogenberg aus dem Jahre 1594 mit dem
Titel »Als nun der Christen argst erbfeindt, Sich furgenomen und verment, Es sol vor
Comar jm ergehen…« zeigt den im späten 16. Jahrhundert erreichten Bauzustand,
der aus dem an der Spitze der Flussmündung gelegenen Castello mit fünf Bastionen
und der sich westlich direkt anschließenden, gleichfalls fünfeckigen Siedlung besteht,
die vier Bastionen zeigt und an deren fünfter Ecke das Castello liegt (Abb. auf http://
digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-89620 /12.5.2014). In den
Civitates Orbis Terrarum von Braun/Hogenberg (1617) finden sich zwei Ansichten
von Komárno (Abb. bei Rózsa, Városok, 74 Nr. 67, und bei Füssel [Hg.], Städte der
Welt, 399), eine vom Osten her mit Burg und dahinter gelegener Siedlung, am Nordu-
fer der Waag dem Markt und am Südufer am Horizont dem Hinweis auf Dotis lanndt
(= Blick Richtung Tata, siehe S. 437 Nr. 41), und eine zweite, die als Schrägansicht
ausschließlich die an der Mündungsspitze gelegene Festung von Westen her zeigt, die
hier durch einen Kanal zwischen Waag und Donau auch in Richtung Westen mittels
eines Wassergrabens geschützt ist. Diese beiden Ansichten sind laut dem Kommentar
in der Braun/Hogenberg’schen Ausgabe von Jacob Hoefnagel gezeichnet worden und
von dessen 1600 verstorbenen Vater Georg/Joris 1595 an die beiden Verleger über-
geben worden (Communicavit G. Houf. Ao 1595 depict. a filio). Die Josephinische wie
die Franziszeische Landesaufnahme (www.mapire.eu /9.3.2015) zeigen, dass zwischen
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499