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398 | Ferdinand Opll
nem von Stegen überspannten Wasserlauf und einem zentralen Platz ; zwei Tore im
Südwesten und Nordosten ; durch Brücken über den mächtigen, gleichfalls fünfecki-
gen Wassergraben mit dem Umland verbunden ; weist eine Maßstabsleiste und Rich-
tungspfeile auf.
– (2) kolorierter gesüdeter Grundriss in grafisch besonders ausgefeilter
Form, wie Nr. (1).
– (3) kolorierter gesüdeter Grundriss mit Maßstabsleiste, aber ohne
Richtungspfeile ; sonst wie Nr. (1). – (4) kolorierter genordeter bzw. nach Nordwesten
ausgerichteter (!) Grundriss der regelmäßigen pentagonalen Festung mit einer östlich
davon gelegenen, gleichfalls mit Bastionen versehenen, aber unregelmäßig fünfeckigen
Festungsanlage und einem grafisch markant herausgearbeitetem Sumpfgebiet (Schilf-
büschel) ; weist eine Maßstabsleiste und Richtungspfeile auf ; sonst wie Nr. (1). – (5)
kolorierter, genauso wie Nr. (4) genordeter (!), grafisch grober gestalteter Grundriss
mit gestrichelter Einzeichnung einer viereckigen befestigten Anlage im Inneren ; sonst
im Inneren ohne Baublöcke ; Beschriftungen weisen auf Maßnahmen zur Beförderung
des Baugeschehens durch Anlage eines Kanals (Canale fatto al quanto profondo accio’ si
possa’ con barche condar [richtig wohl : condur von »condurre« = hereinführen, -bringen]
la terra per far la fortezza) und den mangelnden Baufortschritt (di tal fortificazione n’ e’
fatta poco parte) hin ; weist eine Maßstabsleiste, aber keine Richtungspfeile auf.
Historische Erläuterungen : Der seit der Mitte des 13. Jahrhunderts fassbare Ort
Nagy kanizsa wurde nach der Schaffung des Hofkriegsrates und der Rückeroberung
aus osmanischen Händen (beides 1556), vor allem aber nach dem Fall von Sziget/Szi-
getvár im Jahre 1566 zum Zentrum der sogenannten »Kanisischen Grenze«, einem
der Grenzgeneralate gegen die Osmanen, ausgebaut. Aus seiner Lage in einem was-
serreichen Sumpfgebiet (des Flusses Kanizsa) im Südosten des Plattensees resultierte
die hohe strategische Bedeutung für die Verbindungswege in das Tal der Drau/Drava
(überregional zwischen Ungarn und Italien). Nach dem Tod Ferdinands I. (1564)
und dem Verlust von Szigetvár (September 1566) wurde die Oberhoheit über diesen
Raum – bis 1562 war Nagykanizsa unter der Herrschaft des damals verstorbenen Pa-
latins Tamás Nádasdy – im Frühjahr 1568 der innerösterreichischen-steirischen Linie
der Habsburger übertragen. Entlang des Flusses Kanizsa sollte eine völlig neue Grenz-
burglinie aufgebaut werden, worauf 1567 schon der Festungshauptmann György Thury
gedrängt hatte. Im Juli 1568 fanden dann in diesem Gebiet Vermessungsarbeiten statt.
Nach Plänen von Pietro Ferabosco (ein früher Projektplan des Ferabosco abgebildet bei
Maggiorotti, Architetti, Tafel L), an dessen Seite auch Sallustio Peruzzi war, begann
man wohl noch 1568 mit dem Ausbau zu einer pentagonalen Renaissance-Festung (vgl.
dazu ÖStA, KA HKR Akten Expedit140, 1577 Juli , f. 72 und 73 mit der Zeichnung
einer fünfeckigen Festung und dem eigenhändigen Hinweis des Pietro Ferabosco, dass
in den Jahren 1568–70 gebaut wurde). Wesentliche Bauarbeiten, darunter 1569 der Bau
der Straße durch das Sumpfgebiet, erfolgten 1568–1572, die gesamte Anlage wurde
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499