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424 | Ferdinand Opll
einem quadratischen und zwei Rundtürmen und ohne am Meer gelegenen Kirchen-
grundriss ; sonst wie Nr. (1).
– (3) kolorierte genordete (richtig : geostete) Schrägansicht
in grafisch nicht so prägnanter Form ; sonst wie Nr. (2). – (4) kolorierter, nach Nord-
osten (richtig : Osten) ausgerichteter Grundriss mit abgesteckten Flächen und einem
umfriedeten Areal auf der Landseite, einem Erweiterungsvorschlag nach Südosten in
das ansteigende Gelände an der Meeresküste hinein, der den Turm Nehaj nicht ein-
schließt, und der Darstellung eines Segelschiffes in dem als »SINNV (!) ADRIATICVS«
bezeichneten Meer ; von dem direkt am Meer gelegenen Rundturm, wo auch der Er-
weiterungsvorschlag ansetzt, reicht eine mächtige gebogene Mole ins Meer ; sonst wie
Nr. (1).
– (5) kolorierter, nach Nordosten (richtig : Osten) ausgerichteter Grundriss mit
Bezeichnung der abgesteckten Flächen auf der Landseite als vigne (Weingärten) ; die
Burg Nehaj oberhalb der Stadt wird in Schrägansicht geboten, und es findet sich dort
eine Erläuterung hinsichtlich der Bestückung mit Artillerie (Torre assai grossa situata
alla cima del monte piu alto, et li stanno 40 pezzi d’Artegleria) ; sonst wie Nr. (4), wobei
die Erweiterung nach Südosten hier als bereits existent eingetragen ist.
Historische Erläuterungen : Die den Namen des römerzeitlichen Municipiums
Senia tragende mittelalterliche Stadt Senj/Zengg, wahrscheinlich seit dem 5. Jahr-
hundert, sicher im 12. Jahrhundert Bischofssitz, war wichtiger Ausgangspunkt für die
über den Vratnik-Pass führende Verbindung ins Hinterland. Lange Zeit Besitz der
Frankopanen, die hier auch die Stadtburg (Kastell) errichteten, musste diese Adels-
familie 1464 einen Teil ihrer Besitzungen, darunter Senj und Otočac (oben S. 404
Nr. 29), an König Matthias von Ungarn abtreten. Es wurde dann freie Königsstadt
und Sitz einer Hauptmannschaft an der ungarisch-kroatischen Militärgrenze, zu de-
ren Hinterland sowohl Otočac als auch Brinje (oben S. 348 Nr. 2) gehörten. 1522/27
übernahm Ferdinand I. Senj zusammen mit anderen kroatischen Grenzfestungen.
Nach der Schlacht von Mohács (1526), insbesondere aber nach dem Fall von Klis
(1537) gelangten Flüchtlinge aus dem unter osmanischer Herrschaft stehenden Bin-
nenland hierher, die später als Uskoken – wohl abgeleitet von kroatisch »uskočiti« =
in etwas hineinspringen, flüchten – bezeichnet wurden. 1538 bestellte Ferdinand I.
Erasmus von Thurn aus Krain zum Oberstfeldhauptmann von Bihać und Senj sowie
der dazugehörigen kleineren Festungen, womit ein einheitliches Kommando für die
sogenannte alte »krabatische« (= kroatische) Grenze installiert wurde. Ab 1549 sind
Uskoken in Senj dann auch nachweisbar. »Obwohl sich die Stadt bei der Ankunft
der ersten Uskoken aus höchst verschiedenen Bevölkerungsgruppen zusammensetzte,
prägten die Neuzuwanderer binnen kurzer Zeit ihr Image so stark, dass Senj und
die Uskoken fast immer in einem Atemzug genannt wurden und bis heute assoziativ
aneinandergeknüpft sind. Schon Zeitgenossen fiel es nicht immer leicht, die Einwoh-
nerschaft von Senj in ihrer Vielfalt zu denken und besonders die unterschiedlichen
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499