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436 | Ferdinand Opll
rechten Flussufer zum anderen – wurde schon in einem der hier untersuchten Grund-
risse – oben Nr. (8) – thematisiert, und bei einer Inspektion von 1585 wurde auch das
Eindringen von Wasser als Gefahr angesehen. Die Errichtung einer Festung auf dem
Hügel (Oberburg), die nach archäologischen und bisher ausgewerteten schriftlichen
Quellen (Tomka) erst gegen Ende des 16. und im 17. Jahrhundert, und zwar in der
Form eines Fünfecks errichtet wurde, ist maßgebliches Thema der hier untersuchten
Pläne, wurde demzufolge in den 1570er Jahren zumindest schon diskutiert. Aus den
hier untersuchten Darstellungen geht eindeutig hervor, dass sich auch die höheren
Ränge der Türkenabwehr wie der kaiserliche Feldhauptmann Lazarus von Schwendi
und Franz von Poppendorf an den Diskussionen um den Ausbau der Festung beteilig-
ten. – Die heutigen Siedlungsverhältnisse in Szendrő haben sich – wohl auch infolge
von Veränderungen des Laufs der Bódva
– weitgehend gewandelt. Die Reste der in den
»Angielini«-Atlanten dokumentierten hexagonalen Anlage und die erst gegen Ende
des 16. Jhs und dann als Pentagon errichtete Festung mit mächtigen Eckbastionen
liegen heute östlich der Bódva auf dem Burghügel in einem Waldstück (Abb. 91). Am
Abfall dieses Hügels nach Süden oberhalb der Váralja utca und nach Osten oberhalb
von Bástya utca und Gacsal utca befinden sich Friedhöfe. Auf den ältesten militärischen
Landesaufnahmen (www.mapire.eu /22.3.2015) sind die Reste der Festung, die heute –
insbesondere mit der nach Südosten weisenden mächtigen Bastion – gut zu sehen ist,
kaum zu erkennen. Der Vergleich der aktuellen Situation mit den Darstellungen auf
den »Angielini«-Plänen, vor allem den mit einem Richtungspfeil versehenen Plänen in
Dresden (Nrr. 7 und 8), zeigt, dass die Orientierung auf diesen Plänen falsch ist.
Datierung : Eine exakte Datierung der acht Grundrisse lässt sich nicht eruieren,
doch dürften sie nach dem Überlieferungszusammenhang wohl aus den frühen 1570er
Jahren stammen.
Verfasser : Eine Zuweisung an Nicolò Angielini ist nicht möglich, doch hat er die
Festung gekannt. Nach dem Überlieferungskontext ist ein Zusammenhang mit dem
kartografischen Schaffen der Familie Angielini jedenfalls durchaus denkbar.
Literatur : Zur Geschichte von Szendrő vgl. für den des Ungarischen nicht Mäch-
tigen die knappen Hinweise auf https://de.wikipedia.org/wiki/Szendr%C5%91 sowie
auf https://en.wikipedia.org/wiki/Szendr%C5%91 (beide : 23.4.2014) ; zur Festung im
16. Jahrhundert vgl. Maggiorotti, Architetti, 348 f., 430 (Bartolomeo da Ponte) und
440 (Martino Secco) ; Maggiorotti, Dizionario, 53 (Giovanni Martino Seco/Secco) ;
Marosi, Partecipazione di architetti militari Veneziani, 214 Nr. IV 11 ; Pálffy, An-
fänge, 65 f. Anm. 197, hält die Datierung der sogenannten »Deutschen Festung« in
Szendrő in der dort genannten ungarischen Studie von Budzinski für problematisch ;
die maßgebliche Untersuchung hat zuletzt Tomka, Topografische Verlagerungen, 58–
62, vorgelegt.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499