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(!) Grundriss, ohne Hinweise auf Ausbauvorschläge ; weist eine Maßstabsleiste, aber
keine Richtungspfeile auf ; sonst – bis auf die Orientierung – wie Nr. (1).
Historische Erläuterungen : Die Anfänge der Burg könnten bereits in die Zeit vor
dem Tatareneinfall (1241) zurückgehen, doch liegen Nennungen erst ab dem Ende des
13. und aus dem 14. Jahrhundert vor. Die Stadt ist erstmals 1353 belegt. Schon aufgrund
ihrer strategisch so überaus bedeutsamen Lage am Zusammenfluss von Bodrog und
Tisza/Theiß – und damit ähnlich gelegen wie die Festungen Komárno an der Einmün-
dung der Wag in die Donau (siehe S. 371 Nr. 14) oder Sisak an der Einmündung der
Kupa in die Save (siehe S.
428 Nr. 37)
– hatte die Burg, die als Besitz der Familie Huny-
adi zum Königsbesitz wurde, einen wichtigen Platz in der Defensivorganisation gegen
die Osmanen. Im Zusammenhang mit militärischen Auseinandersetzungen in den Jah-
ren 1565/66 steht die von Sebastian Münster stammende Ansicht von Tokaj (Contra-
fehtung der Vestung Tokay / sampt ihrer Belaegerung vom Wayvoden beschehen / im jar 1566),
die zwar die Lage an der Flussmündung gut wiedergibt, aber sonst keine topografische
Zuverlässigkeit aufweist (http://www.raremaps.com/gallery/detail/23786?view=print
/23.4.2014). In einem am 26. Juli 1565 in Satu Mare ausgestellten Schreiben des Had-
rianus Candidus an Francesco de Medici (siehe dazu oben S.
23 mit Anm. 17) heißt es,
er (Hadrianus) wäre gern bereit – falls dies der Florentiner Regent wünsche –, von sei-
nem (Hadrianus’) Freund, dem aus Mailand stammenden Maler Natale Angielini, eine
Kopie von dessen für den Kaiser gemachten delineamenta des castrum Sakmariense (Satu
Mare, siehe S. 416 Nr. 35) und des castrum Tockhaij (Tokaj) anfertigen und ihm über-
senden zu lassen. Daraus ergibt sich in jedem Fall, dass Natale Angielini Verfasser einer
Risszeichnung von Tokaj war. Die hier untersuchten Grundrisse bieten den Grundriss
der bestehenden alten Burg und den eines Ausbauvorschlags. Italienische Festungs-
fachleute sind mehrfach in Tokaj nachweisbar, darunter etwa Francesco del Pozzo um
1552–1556 und später, um 1575, Ottavio Baldigara. Die Übernahme des Ausbaus durch
Franz von Poppendorf, der auf den Plänen (Nr. 1) genannt wird, datiert Maggiorotti auf
1579. Spätere Ansichten von Tokaj, darunter eine Georg Hoefnagel (gest. 1600) zuge-
schriebene mit dem Titel »TOKAY superioris HVNGARIAE natura loci minitissimum
propugnaculum« (Abb. bei Rózsa, Városok, 134 Nr. 130 ; siehe auch : https://commons.
wikimedia.org/wiki/File:Tokaj_G_Hoefnagel.jpg /23.4.2014), die 1657 durch Johann
Janssonius publiziert wurde (siehe dazu Pennington, A descriptive catalogue, 148
Nr. 905), des Weiteren eine von A. Bloem gestochene Ansicht einer Belagerung von
Tokaj von 1670 (Abbildung auf : https://repository.library.brown.edu/studio/item/
bdr :233587//26.7.2015) und eine von Gabriel Bodenehr von 1684 (Abb. bei Rózsa,
Városok, 135 Nr. 131 ; dort irrtümlich ins 18. Jahrhundert datiert) erlauben es nicht
eindeutig zu entscheiden, wie viel von den Ausbauvorschlägen des 16. Jahrhunderts
tatsächlich verwirklicht wurde. 1705 ließ Fürst Franz II. Rákóczi die Festung schlei-
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499