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446 | Ferdinand Opll
Überlieferung : ÖNB Cod. 8609 Han, fol. 82r (1). – GLA Karlsruhe, fol. 23r Nr. 20
(2). – HStA Dresden Nr. 11, fol. 19r Nr. 16 (3). – HStA Dresden Nr. 6, fol. 13r (auf
13r nachträglich paginiert mit 7) unten, Nr. 12 (ein Drittel der Blatthöhe einnehmend)
(4). – Zum Vergleich heranzuziehen ist eine Schrägansicht im Kriegsarchiv Stockholm
(Handritade kartverk Nr. 23/12), abgebildet bei Kisari Balla, Törökkori várrajzok
Stockholmban, 77 Abb. 12, die von Kisari Balla, ebd., 48, irrtümlich mit Stari Gradac
(unweit der Drau, etwa 30 km östl. von Bjelovar, Kroatien) identifiziert wird (nach dem
Vergleich mit der Darstellung in ÖNB Cod. 8609 Han (Nr. [1]) handelt es sich ein-
deutig um das heutige Veliki Gradac !) und zeitlich ins 17. Jahrhundert gesetzt wird, im
Verzeichnis des Stockholmer Kriegsarchivs (siehe oben S. 345) zu »1650 ?–1699 ?«.
Benennung : Die Benennung bei Nrr. (1) und (2) lautet »MITERGRADAZ in Croa-
tia«, bei Nr. (3) »MITERGRADAZ« und bei Nr. (4) Mittergradaz.
Beschreibung : (1) kolorierte, grafisch besonders ausgefeilt ausgeführte Schrägan-
sicht eines prächtig ausgeführten sechseckigen festen Turms, der über eine Brücke zu
betreten ist und am rechten Rand eines befestigten, mit zwei Rundbastionen und ei-
nem Torturm versehenen, plastisch dargestellten Areals auf einer Anhöhe steht ; weder
Maßstabsleiste noch Richtungspfeile. Diese Schrägansicht entspricht in ihrer spezi-
fisch grafischen Ausführung den im ÖNB Cod. 8607 Han enthaltenen Darstellungen
und stammt ursprünglich auch aus diesem (siehe dazu oben S.
63).
– (2) grafisch etwas
einfacher gestaltet ; sonst wie Nr. (1). – (3) wie Nr. (2). – (4) wie Nr. (2).
Historische Erläuterungen : In der 1563 vorgelegten topografischen Aufnahme der
Festungen an der kroatischen und windischen Grenze, die auf eine Bereitung durch
den 1556 von Ferdinand I. zum obersten Hauptmann dieses Gebietes bestellten Hans
Lenkowitsch (Lenković) zurückgeht, wird die Burg als eine der Grenzfestungen er-
wähnt. Ihre Lage unweit der Grenze gegen das osmanisch dominierte Gebiet findet
auch auf den Karten von Kroatien und Slawonien im Wiener und im Karlsruher Ex-
emplar (oben S.
327 Nr. 2.1 und S.
337 Nr. 4.5) ihren Niederschlag, wobei das Wiener
Exemplar eine Phase dokumentiert, in der der Fluss Una die Grenze bildete, während
auf dem Karlsruher Exemplar die Osmanen über diesen Fluss nach Westen hinaus
und damit näher an Veliki Gradac herangerückt waren. – Schon seit der Josephi-
nischen Landesaufnahme der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (www.mapire.eu
/21.3.2015) ist von der Anlage absolut nichts mehr zu sehen, vielmehr dominieren im
Bereich von Veliki Gradacz – so auf der Josephinischen Landesaufnahme – Einzelge-
höfte. Auch heute handelt es sich um eine Streusiedlung.
Datierung : Zu datieren (siehe dazu auch die Zusammenstellung bei Kljajič/La-
paine, Some Problems in the Research of Cartographic Representations, 47) sind die
vier Darstellungen am ehesten in die frühen 1570er Jahre.
Verfasser : Eine Zuweisung an Nicolò Angielini ist nicht möglich, doch ist nach dem
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499