Page - 448 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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schriftungen, die auf den Bauzustand und mögliche Verbesserungen hinweisen (inner-
halb der Stadt : Dessen bedarff man nit ; la porta non sta bene ; außerhalb der Stadt : Da
soll ein Zaunn vor dem Haus sein ; Der Undter Absatz oder bankete inngedenckh zu sein ;
Ye niderer die Meur sein, ye besser ist es ; im abfallenden Gelände findet sich zweimal
der Hinweis abzustuffen und einmal das Wort Nota) ; sonst wie Nr. (1). – (3) kolorier-
ter, annähernd nach Nordosten ausgerichteter Grundriss mit einem Erweiterungsvor-
schlag im Südosten, wobei das Gelände geradezu Reliefcharakter aufweist, mit Schräg-
ansichten mehrerer Gebäude, einer Kanone, aus der auf die Stadt gefeuert wird, und
einem Wasserlauf im Nordwesten des Stadthügels ; sonst wie Nr. (1). – (4) kolorierter,
annähernd nach Nordosten ausgerichteter Grundriss mit Hinweis auf das abfallende
Gelände ; sonst wie Nr. (1). – (5) annähernd nach Nordosten ausgerichteter Grundriss
ohne die Erweiterung (Erweiterungsvorschlag ?) im Südosten ; sonst wie Nr. (4). – (6)
annähernd nach Nordosten ausgerichteter Grundriss in Schwarzweiß, wie Nr. 1 (5).
Historische Erläuterungen : Veszprém wurde zu Anfang des 11. Jahrhunderts von
König Stephan dem Heiligen als Bischofssitz gegründet und schon unter bischöfli-
cher Herrschaft befestigt. Da die Verbindungswege aus dem ungarischen Zentralraum
nach Südwesten über die Stadt führten, kam ihr hohe strategische Bedeutung zu. 1552
wurde sie von den Osmanen erobert und konnte erst 1566 wieder unter der Führung
von Eck Graf zu Salm und Neuburg, Grenzgeneral zu Raab 1560–1574, befreit werden,
worauf Überlegungen zum Ausbau eingeleitet wurden, die in den hier behandelten
Darstellungen teilweise zu erkennen sind. Aus dem 18. Jahrhundert liegt eine Ansicht
von Veszprém auf einer Radierung von Johann Christian Leopold (1699–1755) nach
einer Zeichnung von Friedrich Bernhard Werner (1690–1778) vor (Abb. bei Rózsa,
Városok, 146 Nr. 142). – Heute betritt man das Burgviertel (Abb. 94) mit der erschlie-
ßenden Burggasse (Vár utca) durch das erst 1936 errichtete Heldentor (Hősök kapuja).
Datierung : Eine exakte Datierung lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit für Nr.
(3) bzw. deren Vorlage eruieren, da diese Darstellung den von Nicolò Angielini ange-
fertigten Riss darbietet, für den er gemeinsam mit seinem dem Kaiser präsentierten
erhebt modell im Mai 1570 die hohe Belohnung von 40 fl. erhielt (Pálffy, Anfänge,
62–64, sowie oben S. 40 mit Anm. 88). Wahrscheinlich sind auch die anderen fünf
Grundrisse um diese Zeit entstanden.
Verfasser : Eine Zuweisung an Nicolò Angielini, zumindest von Nr. (3) bzw. der
Vorlage für Nr. (3) ist in diesem Fall äußerst wahrscheinlich, und auch die übrigen
Grundrisse stehen ohne Zweifel in engem Zusammenhang mit dem kartografischen
Schaffen der Familie Angielini.
Literatur : Zur älteren Geschichte von Veszprém vgl. die Hinweise bei Szende, Von
der Gespanschaftsburg zur Stadt, 381–383 mit Anm. 18 ; Maggiorotti, Architetti,
249–251 ; Pálffy, Türkenabwehr, 62–64.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499