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Der italienische Humanismus in
Österreich32
kundige Fälschungen, denn ihre Eröffnungsformeln allein seien ein offenkundiger
Unsinn:16
Nos, inquit, Julius Imperator, Nos Cesar et cultor deorum, Nos supremus terre Imperia-
lis Augustus et reliqua. Quis tam hebes rerumque inscius usquam est, qui non iam
hinc apertis oculis uideat totidem prope mendacia esse quot uerba.
Schon allein durch den falschen Gebrauch des erst später üblichen Plurals manifes-
tiere sich die Unwissenheit dieses Rindviehs:
Quamuis ergo Cesarem sui plurali numero, quod ante eum nulli alii factum erat,
alloqui cepissent, magnitudini eius adulantes, qui mos postea ab imperatoribus
in populum fluxit, ipse tamen de se nunquam cum militibus etiam suis nisi sin-
gulariter loqui solitus inuenitur. Hoc ille bos ignorabat. Quod si scisset, cautius
mugisset.
Weiters fällt die absurde Tatsache auf, dass sich Cäsar nach seinem Nachfolger als
Augustus bezeichne, was jedes Schulkind bemerkt, nur nicht dieser Esel:
Nam quod se Cesar hic Julius Augustum uocet, non falsum modo sed ridiculum,
quis non uidet? Siquidem nomen hoc ab illius successore principium habuisse
putabam pueris, qui uel scole limen attigissent, omnibus notum esse. […] Nullus
hoc ignorauit preter hunc asellum importunissime nunc rudentem.
Weiters die Ortsangabe am Schluss der Passage, worin Cäsar von seinem Königreich
schreibe, was für Magen und Galle eines vernünftigen Menschen zu viel sei:
Nam quod ait regni nostri, sic a ueritate semotum est ut non risum modo, sed bi-
lem excitet stomacumque concutiat. Cesar enim, ut audisti, imperator et pontifex
et dictator dici uoluit, rex nunquam.
Neben diesen inhaltlichen Details bezeichnet Petrarca abschließend vor allem
den Stil dieser lateinischen Zitate als völlig unvereinbar mit dem Gebrauch der
entsprechenden Zeit, so dass sich davon nur Ungebildete täuschen lassen könnten:
16 Piur: Petrarcas Briefwechsel, S. 114–13.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549