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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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39Enea Silvio Piccolomini in Wien in Briefen berichtet. Ob das an seiner geringen lyrischen Begabung liegt oder an der geringen Akzeptanz dieser Gesten von Seiten der Empfänger, ist nicht zu klären. Die erfolgreiche Enkomiastik entfaltet sich vielmehr in den klassischen humanisti- schen Formen der Historiographie und der Traktatistik. Piccolominis Pentalogus (1443) präsentiert in seiner nach dem Vorbild Ciceros aufgebauten Dialogform die Argumente für die Einheit der katholischen Kirche und die neue politische Macht des Kaisertums: König Friedrich, Bischof Silvester von Chiemsee, Bischof Nikodemus von Freising, Kanzler Kaspar Schlick und Pic- colomini selbst diskutieren über das Konzept eines erstarkten Kaisertums, das auf die Idee der translatio imperii bei Otto von Freising zurückgeht, und kritisieren allzu nationalistische italienische Humanisten wie Leonardo Bruni (1370 –1444; Historia Florentini populi, 1421) und Flavio Biondi (1392–1463; Italia illustrata, 1474). Drei Jahre später bietet Piccolomini dann in dem Brieftraktat De ortu et aucto- ritate imperii Romani (1446) eine Rückschau auf die Politik eines allzu zögernden Herrschers, der sich wenig entschlossen oder fähig zeigt, das universelle Kaisertum zu errichten, dessen Ursprung und Autorität ihn zur umfassenden Schutzmacht der Kirche legitimieren würden. Nikolaus von Kues (1401–54) hat in De concordantia catholica (1433–34) ähnlich argumentiert und die verworrenen Territorialinteressen der einzelnen Fürsten zugunsten eines weiter reichenden monarchischen Prinzips verurteilt. Das Ausmaß der kaiserlichen Gewalt sei gleichzusetzen mit jenem im rö- mischen Imperium, alle inzwischen eingetretenen Sonderentwicklungen seien nichts als Privilegien, die nur durch Missbrauch und Gewohnheit ihren Rechtsstatus er- reicht hätten. Die Allmacht der Kaiser müsse aber über diesen Partikularrechten stehen, denn dieser sei dem allgemeinen Wohlergehen und besonders dem Schutz der katholischen Kirche verpflichtet. In welchem Widerspruch allerdings die tat- sächliche Politik des Kaisers zu diesen Theorien steht, zeigt die spätere endgültige Anerkennung des Privilegium maius für Österreich 1452– 53. Der monumentalste Beitrag Piccolominis zur würdigenden Darstellung der Ta- ten seines Protektors ist ohne Zweifel die Historia Austrialis, deren erste Fassung aus dem Spätherbst 1453 ein Fragment zeitgeschichtlichen Inhalts mit Konzen tration auf die Figur des Kaisers darstellt. Das Werk beschreibt Friedrichs Karriere bis zur Königswahl 1440, seine unmittelbar anschließende Einsetzung als Vormund des ungarischen Königs Ladislaus Postumus, sowie Friedrichs Regierungstätigkeit im Reich, in den österreichischen Ländern und in Ungarn bis 1446. Erst die zweite Fassung wird dem Titel Historia Austrialis gerecht, denn sie beginnt mit einer topo- graphischen Skizze Österreichs und resümiert die Geschichte der Babenberger bis Herzog Leopold II. († 1095). Nach einem Sprung in die Zeitgeschichte steht in der
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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