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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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47Enea Silvio Piccolomini in Wien geschmückte und von Piccolominis Handexemplar in Rom kopierte Handschrift erhält. Auch wenn sich Kaiser Friedrich III. einer wirklich humanistischen Erziehung seines Sohnes Maximilian zu widersetzen scheint,58 dürfte doch dessen sprachliche Ausbildung durch Thomas Prelokar,59 Jakob von Fladnitz und Peter Engelbrecht bereits eine gewisse Öffnung zu neuen Methoden aufweisen. Die Ausarbeitung eines speziellen Lehrbuches auf der Grundlage der Donat-Grammatik und besonders das Gesprächsbüchlein mit seinen fiktiven Alltagsunterhaltungen zeigen zumindest das Bemühen um eine didaktische Reform. Ohne Zweifel werden Jahrzehnte später im Weißkunig von Maximilian wesentliche Elemente aus Piccolominis Empfehlungen wieder auftauchen: die Unterteilung in die vier menschlichen Lebensalter, die Not- wendigkeit der körperlichen Ertüchtigung, die sorgfältige Wahl der Spielgefährten, das unumgängliche Studium der Grammatik, die Pflege einer sorgfältigen Schrift und ähnliche Aspekte werden ausdrücklich als wichtige Gesichtspunkte zur Heran- bildung einer würdigen Persönlichkeit in Erinnerung gerufen.60 Die Verbreitung der humanistischen Bildungsideale durch Enea Silvio Piccolomini beschränkt sich jedoch vorerst auf die pädagogische Theorie und auf die Grundausbil- dung, während er auf die inhaltliche Ausrichtung der Universität Wien kaum Einfluss hat, obwohl er mindestens zwei Mal dort persönlich aufgetreten ist: im Jahr 1445, in kurzem zeitlichen Abstand, vermutlich im Rahmen einer Quodlibetdisputation gegen Johannes Widmann aus Dinkelsbühl in Anwesenheit von Kaiser Friedrich III. und Herzog Sigmund von Tirol61 und aus Anlass der Eröffnung des Studienjahres vor der juridischen Fakultät.62 Piccolomini kritisiert an verschiedenen Stellen vor allem das Übergewicht der (typisch mittelalterlichen) Dialektik und das fast völlige Fehlen von Rhetorik und Poesie im Programm der Artistenfakultät, was er auf die scholastische Ausrichtung nach Pariser Vorbild zurückführt: „Dennoch muß mit Blick auf die Re- zeptionsgeschichte von Humanismus und Renaissance festgehalten werden, daß selbst im Kreise der als traditionell verschrieenen Wiener Universität sich seit der Wende 58 Weiß: Das Bildungswesen, S. 230. 59 Auch Perlower, Berlower bzw. Prelager; 1421–96, aus Cilli-Celje. 60 Vgl. Folkhard Cremer: Kindlichait, Junglichait, Mandlichait, Tewrlichait. Eine Untersuchung zur Bild- Text-Redaktion des Autobiographieprojektes Kaiser Maximilians I. und zur Einordnung der Erziehungs- geschichte des Weisskunig. Egelsbach 1995, S. 104–111. 61 Alphons Lhotsky: Die Wiener Artistenfakultät 1365–1497. (Sitzungsberichte der Österreichischen Akade- mie der Wissenschaften, Phil.-Histor. Klasse, 247) Wien 1965, S. 139 und 263–273; diese Angaben schei- nen allerdings nicht mehr aktuell, weder in Bezug auf die Person des Disputators noch was die dort noch unterschätzte Verbreitung dieser Rede betrifft – mittlerweile kann man von mindestens 19 Handschriften ausgehen; vgl. Wagendorfer: Eneas Silvius Piccolomini, S. 23, Anm. 6, und S. 49. 62 Guido Kisch: Enea Silvio Piccolomini und die Jurisprudenz. Basel 1967, S. 41–54.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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