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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Der italienische Humanismus in Österreich48 zum 15. Jahrhundert eine Bewegung zur Veredelung der Gebrauchslatinität und zur Reform des Grammatikunterrichtes nachweisen läßt.“63 Die Widerstände gegen Piccolomini innerhalb der Universität sind vermutlich viel- fältiger Natur und betreffen neben der Skepsis gegenüber den studia humanitatis (die in moderater Weise durchaus angenommen werden, wie sich im folgenden Kapitel zeigen wird) sicher ebenso die Ablehnung der politischen Positionen von Picco- lomini. Daher gilt als die vorherrschende Meinung in der Forschung: „An der Uni- versität hat Aeneas anscheinend nicht überzeugen können mit seinem Programm der Rhetorik als ars artium, er wurde nur außerhalb der Universität, in den Kanzlei- kreisen und unter den hohen und mittleren Klerikern gelesen.“64 Zu den von Piccolomini beeinflussten Personen zählt nachweislich z.B. Michael Wochner von Auerbach, der 1454 an der Universität Wien immatrikuliert und 1480 als Chorherr im Kollegiatsstift Spital am Pyhrn stirbt: er besitzt in seiner Privatbib- liothek zahlreiche Werke Piccolominis (darunter auch eine Abschrift der Historia de duobus amantibus), welche zu Beginn des 16. Jahrhunderts in die Bibliothek von Stift Kremsmünster gelangen werden. Wagendorfer relativiert daher den Konflikt mit der Universität, indem er nicht das Lehrprogramm als Maßstab heranzieht, sondern die Personen und die von ihnen rezipierten Werke: „Sehr wohl lässt sich somit auch frühe Piccolomini-Rezeption in humanistischem Kontext im Umkreis der Universi- tät Wien nachweisen, wenn man nicht nur noch heute in Wien liegende Handschrif- ten einbezieht.“65 Die Verbreitung der Schriften Piccolominis erstreckt sich über das gesamte öst- liche Mitteleuropa, wie Zeugnisse aus Böhmen illustrieren, wo Intellektuelle wie Wenzel von Bochov aus Krumau, Johann Tuschek aus Prag oder Johannes Schindel aus Königgrätz seine Texte kopieren, kommentieren und mit ihm Kontakt aufneh- men.66 Durch seinen Schüler Callimachus Experiens (eigentlich Filippo Buonaccorsi de Tebaldis da San Gimignano, 1437– 96) finden die humanistischen Gedanken Pic- colominis auch ihren Weg nach Polen, insbesondere nach Krakau, wo Callimachus an der bereits 1364 gegründeten Universität ab 1472 die studia humanitatis unter- 63 Alfred A. Strnad: Die Rezeption von Humanismus und Renaissance in Wien. In: Winfried Eberhard / Alfred A. Strnad (Hg.): Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa vor der Reformation. Köln / Weimar / Wien 1996, S. 71–136; hier S. 75. 64 Frank Fürbeth: Johannes Hartlieb. Untersuchungen zu Leben und Werk. Tübingen 1992, S. 259. 65 Wagendorfer: Eneas Silvius Piccolomini, S. 35, Anm. 79. 66 Vgl. Sante Graciotti / Jitka Kresálková (Hg.): Il Rinascimento italiano e le letterature slave dei secoli XVe XVI. Mailand 1973.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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